Diebe und Laien
In Diebe und Laien werden vier miteinander lose verknüpfte Geschichten erzählt: Bei Astrid wird eingebrochen und ihr Laptop gestohlen. Die Polizei ist tatenlos, darum wird sie selbst aktiv. Sie verdächtigt ihren Briefträger. Der hat es aber selbst mit einem kleptomanischen Liebhaber zu tun.
Ein Stock unter Astrid leben die über 80-jährigen Zwillinge Erna und Milli. Sie verdächtigen ihre Heimhilfe gestohlen zu haben. Und dann ist da noch der Sohn des Briefträgers, der gerne ein neues Handy hätte.
Der Wiener Comic-Künstler Franz Suess legt mit seinem neuen Werk Diebe und Laien, erschienen im Avant Verlag, sein Opus Magnum vor. Fast 400 Seiten stark ist seine Graphic Novel über vermeintliche und echte Diebe. Man wünschte sich, es wären noch mehr. Die Geschichten sind toll beobachtete Charakter-Studien voller Ironie und subtilem Humor. Mitunter wird es aber auch recht abgründig und beklemmend. Man könnte sagen, eine durch und durch österreichische Angelegenheit.
Der unverkennbare Zeichenstil von Franz Suess, der irgendwo zwischen Expressionismus und Deix-Karikatur zu verordnen ist, gibt der Atmosphäre nochmal einen ganz eigenen, unheilschwangeren Eindruck. Ein wenig liest sich Diebe und Laien, wie ein Ulrich Seidl-Film in Comic-Form. Nur eben, dass Franz Suess einen wesentlich menschlicheren Humor besitzt und die Grenze zum Sozialporno höchstens gestreift wird. Für mich sicher eine der außergewöhnlichsten und beeindruckendsten Comic-Veröffentlichungen des heurigen Jahres. Ganz große Kunst.
Diebe und Laien von Franz Suess, 378 Seiten, erschienen im Avant Verlag.
Und als zusätzliches Schmankerl: am Do, 6.10. findet im Literaturhaus Wien eine Comic-Präsentation mit Lesung & Gespräch mit Franz Suess statt.