Kill Your Friends
Kill Your Friends war der große Durchbruch von John Niven und ist eine böse Satire auf Starruhm im allgemeinen und die Musikindustrie im besonderen.
Für den A&R-Manager Steven Stelfox gilt die Devise Erfolg um jeden Preis. Er tut alles um der großen Plattenfirma, für die er arbeitet, zum nächsten Hit zu verhelfen. Doch dann bleiben die Musikhits aus und Steven hat mit Rückschlägen zu kämpfen. Plötzlich verwandeln sich einstmals gute Freunde in Todfeinde. Und in einer Welt, in der sich die Menschen ausschließlich über Geld, Sex und Erfolg definieren, gerät sein Leben immer mehr außer Kontrolle. Steven greift zu radikalen Mitteln um sich wieder an die Spitze der Nahrungskette zu arbeiten.
Hinter ihnen, die Themse hoch, an der Hammersmith Bridge, hängt ein gigantisches Plakat dieses Labour-Heinis, Tony Blair. Dort, wo seine Augen sein müssten, brennen aus einem Schlitz, den jemand quer durch das Gesicht gerissen hat, ein Paar rote Augen – höllische, dämonische Augen – aus dem Plakat heraus.
Kill Your Friends basiert lose auf den Erfahrungen John Nivens in der Musikbranche. Er hat selbst einige Jahre als Musikmanager bei einer großen Plattenfirma gearbeitet. Kein Wunder also, dass es ihm so treffend gelingt diese Welt zu schildern. Niven zeichnet natürlich ein übertriebenes Bild, aber wer weiß, wie weit das alles von der Wirklichkeit entfernt ist. Kein Leser wird daran Zweifeln, dass die Musikbranche ein Haifischbecken ist. Man spürt und liest bei diesem (erst zweiten) Roman von John Niven noch stark das große Vorbild Bret Easton Ellis heraus. Insbesondere sein American Psycho. Kill Your Friends könnte da durchaus in der gleichen Welt spielen.
Dennoch macht John Niven seine Sache gut. Obwohl bereits in Kill Your Friends seine starke Erzählstimme, sein bissiger Humor und sein Gespür für Figuren und Dialoge zu erkennen ist, hat er hier noch nicht ganz zu sich selbst gefunden. Dafür ist Kill Your Friends dann doch zu bekannt, zu wenig originell, man kennt das alle schon. Aber man merkt deutlich sein unglaubliches schriftstellerisches Potenzial (das er mit späteren Büchern auch voll und ganz ausschöpft). Kill Your Friends ist ohne Zweifel eine starke Satire, die sich schnell und rasant liest. Und es zeigt einmal mehr, was für ein fantastischer Autor John Niven ist, dass er diesen Roman mit späteren Werken mühelos übertrifft.
Kill Your Friends von John Niven, 384 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.