Little Italy (c) 2016 John Fante, Maro Verlag(2)

Little Italy

In der Kurzgeschichtensammlung Little Italy erzählt John Fante vorwiegend von seiner Kindheit und Jugend. Voller Ironie, Humor und Gefühle.

John Fante versteht es einfach meisterhaft sein eigenes Leben zu erzählen. Es ist erstaunlich, wie es ihm stets gelingt aus banalen, alltäglichen Ereignissen humorvolle und spannende Geschichten zu machen. Little Italy versammelt vor allem Kurzgeschichten aus seiner frühen Kindheit und Jugend. Es geht um sein Heranwachsen, um Schule und Freundschaft, seine Begeisterung für Baseball, aber auch um familiäre Probleme. Dennoch gelingt es ihm dabei, seine Gefühle nicht zu verbergen oder gar zu unterdrücken. Bei allen Streitigkeiten und Schwierigkeiten, die er mit seinen Eltern hatte, spürt man die Zuneigung, die er empfunden hat. 

Im Schlafzimmer meiner Mutter stand eine alte Truhe. Es war die älteste Truhe, die ich je gesehen hatte. Es war eine von diesen Truhen mit einem runden Deckel, der aussah wie der gewölbte Bauch eines fetten Mannes.

Was seine Geschichten ebenfalls wie ein roter Faden verbindet, ist die Frage nach seiner eigenen Identität. Der Italiener, der so gerne Amerikaner wäre. Der Proletarier, der aber lieber viel Geld verdienen würde und erfolgreich sein möchte. Seine Figuren kommen allesamt aus der Unterschicht, müssen sich durchs Leben kämpfen. Gleichzeitig zeichnen sie sich durch ihre Neugier und ihren Mut aus. Und einen Lebenswillen, den ihnen auch die schwerste Arbeit und ein mühsamer Alltag nicht austreiben kann. Nicht mal die ständig präsenten Dogmen des Katholizismus, die vor allem Fantes Kindheit und Jugend geprägt haben.

Und ich erinnere mich noch an den Nachmittag, als ich es runter zum Flussufer mitnahm, es auf einen Stein stellte und zu ihm betete. Und in der Küche, da war meine Mutter, eingesperrt hinter Töpfen und Pfannen, eine Frau, die schon längst nicht mehr die schöne Frau auf dem Foto war.

Aber selbst wenn man damit nichts anfangen kann, sind die Geschichten in Little Italy ungemein unterhaltsam. Fante vermischt, wie auch in seinen Romanen, Humor und Tragik und versteht sich einfach perfekt darauf das Alltägliche seiner Figuren spannend zu erzählen. Er ist ein Schriftsteller, der auch keine Angst davor hat, seine Geschichten mit großen Gefühlen aufzuladen. Dabei kann man ihm nicht vorwerfen kitschig zu sein, denn alles was er schreibt, kommt direkt von Herz und Bauch. Und das macht ihn so unverschämt gut und unwiderstehlich ehrlich. Wie eigentlich alles, was dieser Mann geschrieben hat, ist auch Little Italy eine ganz große Empfehlung. 

Little Italy von John Fante, 368 Seiten, erschienen im MaroVerlag.

Little Italy




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