Splice-(c)-2009-LEONINE,-Universum-Spielfilm(3)

Splice

Liebe Filmfreunde des verkannten Films, willkommen zurück zu Wonne aus der Tonne. Auch dieses Mal widmen wir uns einem Film, der eigentlich viel Zuspruch durch die professionelle Kritik erfuhr, doch zum Publikumshit reichte dies nicht. Wie in so vielen anderen Fällen, ist das auch hier durchaus verwunderlich. Denn die Ingredienzen für ein Hit-Potential waren eigentlich eingestreut. War aber nix. Schade. Dafür kommt er nun hier zu Ehren. Es geht um Splice – Das Genexperiment

Das Hipster-Forscher-Paar Clive (Adrien Brody) und Elsa (Sarah Polley) arbeitet in einem Gen-Labor mit dem Namen Nerd (Höhö). Nach der Züchtung eines Tier-Hybriden befinden sich die Beiden in einem Hochrausch. Man übertritt eine feine Linie und erschafft heimlich einen Mensch-Tier-Hybriden. Heraus kommt ein vorerst groteskes Wesen, das sich jedoch rapide schnell entwickelt, über Kiemen, Flügeln und einen giftigen Stachel verfügt – und letztlich aber auch ein recht reizvolles, weibliches Antlitz besitzt. Die Forscher versuchen das Wesen (Delphine Chaneac), welches sie Dren taufen (Nerd umgekehrt – höhö), zu verstecken. Doch Dren entwickelt immer weitere Triebe, die das Gefüge in Gefahr bringen …

Splice – Das Genexperiment ist ein Sci-Fi-Horror-Drama-Zwitter aus dem Jahre 2009. Regie führte Vincenzo Natali, der auch für das Drehbuch (Mit-)verantwortlich ist. Dem Kanadier gelang 12 Jahre zuvor mit Cube (1997) ein Überraschungshit, dessen kommerzielle und kreative Kraft mit den darauffolgenden Filmen Cypher (2002) und Nothing (2003) nicht wirklich wiederholt werden konnten. Mit Splice sollte dies nun wieder anders werden. Man holte sich zwei angesagte, schnieke Jung-Darsteller, hatte einen sexy Plot und auch die eine oder andere Grenzüberschreitung auf Lager. Wie eingangs erwähnt reichte dies zwar für einen angeregten Kritikerzuspruch, doch Splice konnte nicht mal seine überschaubaren Produktionskosten einspielen.

 

Interessant ist übrigens, dass die Kritik Splice so wohlwollend aufnahm. Denn genauer betrachtet bietet der Plot genügend Angriffsfläche um von der seriösen Kritik zerfetzt zu werden. Dass es für den Quatsch gleich drei Drehbuchautoren gebraucht hat … Nun ja, viele Köche verderben den Brei. Zum einen sind Brody und Polley sowohl als Wissenschaftler, als auch als Charaktere schwer unglaubwürdig. Die beiden wirken wie einem MTV-Videoclip entstiegen und verhalten sich zu jeder Sekunde so dämlich und nicht nachvollziehbar, dass es zum Haare raufen ist. Aller Unglaubwürdigkeit zum Trotz, machen sie ihre Sache darstellerisch jedoch so gut wie unter diesen Umständen eben möglich. Die Effekte sind zum Teil recht schlecht gealtert (oder waren sie selbst für damalige Verhältnisse nie richtig gut?). Außerdem war der Film auch ein ziemlicher Kariere-Killer. Sarah Polley führt seither fast nur noch Regie. Und Adrien Brody und Vincenzo Natali warten seit einigen Jahren schon auf ihr Comeback. Splice wirkt über die gesamte Spielzeit letztlich wie eine etwas lang gewordene Folge Black Mirror – Minus der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit. Also gut, sagen wir eher wie eine lange Folge Outer Limits.

Doch auf der Habenseite ist der Film zum einen ziemlich spannend. Und auch wenn es ihm eben an der einen oder anderen Stelle an Logik fehlt, macht Splice viel dadurch wett, dass man sich traut durchaus unangenehme moralische Fragen und Konstellationen anzugehen. Am besten funktioniert der Streifen auf seiner Meta-Ebene, wo ganz schön viel verhandelt wird. Von Kreation, über Familie und Missbrauch werden hier einige haarige Situationen reproduziert, die den Zuschauer an den Stuhl fesseln und bis zum Ende in Bann halten. Inhaltlich ist Splice irgendwo zwischen Alien und The Shape of Water anzusiedeln. Apropos Shape of Water – Guillermo del Toro war einer der ausführenden Produzenten von Splice. Die beiden Filme können sich, meiner Meinung nach, durchaus miteinander messen. Und Splice muss da nicht unbedingt das Nachsehen haben. Aber seht und urteilt selbst.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Spezies Mensch. Seid nett zueinander und bleibt seltsam!

Splice – Das Genexperiment

OT: Splice, Kanada, Frankreich, 2009, Regie: Vincenzo Natali, Drehbuch: Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant, Doug Taylor, Mit: Adrien Brody, Sarah Polley, Delphine Chaneac, u.a.

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