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Kaputt in Hollywood

Obwohl es ihm wahrscheinlich egal gewesen wäre, aber am 16. August diesen Jahres wäre er stolze hundert Jahre alt geworden. Die Rede ist von Charles Bukowski.

Mittlerweile lange verstorben, erfreut sich Charles Bukowski nach wie vor einer ungebrochenen Beliebtheit. Ein versoffener, von Akne vernarbter Typ, der über Saufen, Ficken und den alltäglichen Wahnsinn schreibt. Der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und Anfangs eher als perverser Schund abgetan wurde. Ein Kerl, der das Alleinsein zu schätzen wusste und sich den Großteils seines Lebens durchboxen musste. Ein Aussteiger, ein Einzelgänger, ein Stänkerer, einer, der seine Ruhe genoss und der einfach nur schreiben wollte, dem alles andere zuwider war, der kaum einen Job lange halten konnte, weil es ihn schlichtweg am Arsch vorbei ging. Ein Anarchist, der sein Leben nur nach den eigenen Regeln lebte. Das und vieles mehr war Charles Bukowski.

Wer hätte bei seinen Anfängen je gedacht, dass er heutzutage nicht nur ein viel gelesener Schriftsteller ist, sondern mit zu den größten amerikanischen Autoren überhaupt zählt. Kaputt in Hollywood versammelt zehn Kurzgeschichten dieses Meisters der Gossensprache. Aber das klingt fast schon abwertend. Was damit gemeint ist, Bukowski hat es verstanden in einer Sprache und mit einer Stimme zu schreiben, die “seine” Leute anspricht. Arbeiter, Schufter, Malocher, Männer und Frauen, die sich durchs Leben kämpfen müssen, für die das Leben in der Großstadt genau so ist, wie das Überleben im Dschungel, ein ständiger, alltäglicher Kampf eben. Kurz gesagt, er hat im Grunde für die Masse der Menschheit geschrieben. Vielleicht ist das auch ein Grund, wieso seine Stimme ungebrochene Aktualität und Authentizität hat.

Kaputt in Hollywood ist ein so guter Einstieg in das Schaffen dieses Ausnahme-Schriftstellers wie eigentlich ein jedes seiner Bücher. Im Grunde kann man sagen, alles was er geschrieben hat, ist ein einziges, umfangreiches Werk. Auch wenn man seine Sachen schon oft gelesen hat, man kann sie immer wieder lesen. Da eignen sich natürlich insbesondere Kurzgeschichten hervorragend dazu und davon hat er zur Genüge geschrieben. Kaputt in Hollywood ist kurz, knackig, witzig und tragisch, die geistige Ausgeburt eines Schriftstellers, der eine Generation geprägt hat (und weiter prägt) und der mit seinem literarischen Einfluss mit zu den ganz Großen zählt. In jeder einzelnen Geschichte, in jeder Zeile spürt man gleichzeitig die Leidenschaft und die Verzweiflung eines Menschen, der genau weiß, was er will, um den sich die Welt aber einen Dreck schert. Kaputt in Hollywood ist ein scharfer Blick hinter die Kulissen dieser vermeintlichen Traumstadt und zeigt den alltäglichen Schrecken der Normalsterblichen, auf deren Knochen diese Illusion einer Gesellschaft gründet. Das ist brutal, obszön, direkt, abstoßend, ehrlich, beißend komisch und brüllend traurig, wie das Leben nun mal ist. Nicht jeder mag Charles Bukowski, aber das ist schon okay, er mochte auch nicht jeden.

Kaputt in Hollywood von Charles Bukowski, 144 Seiten, erschienen im MaroVerlag.




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