Finster (c) 2001, 2020 Richard Laymon, Festa Verlag(5)

Finster

Mit Finster zeigt sich Richard Laymon von einer überraschend ruhigen Seite und bleibt dennoch durchwegs spannend. Der dritte Band der Richard Laymon Gesamtausgabe im Festa Verlag.

Der Literaturstudent und Möchtegern Schriftsteller Ed Logan wird von seiner Freundin verlassen. Mit gebrochenem Herzen spaziert er nachts ziellos durch die Gegend, erkundet finstere Straßen und düstere Unterführungen. Dabei trifft er auf ein mysteriöses Mädchen, das ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf geht. So oft er kann, wandert er durch die Nacht um das Mädchen wieder zu finden. Dabei lernt er die düstere Seite der Stadt kennen und trifft auf die gefährlichen Einwohner, die sich mit ihm die Nacht teilen.

 

Finster (Original: Night in the Lonesome October) ist ein späteres Werk von Richard Laymon und zeigt ihn von einer ungewohnt ruhigen, fast einfühlsamen Seite. Langsam baut er die Geschichte auf, durch die Perspektive des Ich-Erzählers bekommt der Roman zudem eine verstärkt autobiographische Atmosphäre. Aber auch wenn Laymon in diesem Werk Erwachsener wirkt, so sind doch gelegentliche Gewaltspitzen und expliziter Sex zu finden. Der Spannungsaufbau geht in Finster weitaus langsamer vonstatten und baut sich in einem gemütlichen Tempo auf, die Stimmung wird zunehmend verdichtet. Es zeigt, dass Richard Laymon ein Autor war, der nie müde wurde sich selbst zu verändern, zu experimentieren und keine Angst davor hatte, Neues auszuprobieren.

Dabei weicht Laymon aber niemals so weit von seinem Weg als Schriftsteller ab, um seine etablierte Leserschaft zu vergraulen, er weiß, was seine Fans wollen und das bietet er ihnen – auch dann, wenn er gleichzeitig etwas anderes ausprobiert. Laymon ist ein Horror-Autor, der sich nicht dafür schämt und hier das perfekte Genre gefunden hat, mit dem er seine Sicht der Welt und der Menschheit am eindringlichsten darstellen kann. Mit Finster zeigt er sich in seinem Spätwerk als Schriftsteller, der so stilsicher in diesem Genre ist, dass er sich um Konventionen nicht mehr kümmert, sondern schlichtweg schreibt und erzählt, was er will und wie er will. Finster ist eine Überraschung für alle eingefleischten Laymon-Fans und zeigt den Horror-Meister von einer ungewöhnlichen Seite – und für jene, die noch nie was von ihm gelesen haben, ist es ein sanfter Einstieg in das Schaffen dieses fantastischen Schriftstellers.

Finster von Richard Laymon, 560 Seiten, erschienen im Festa Verlag im Rahmen der Richard Laymon Gesamtausgabe.