Das Inferno
Mit Das Inferno (Original: Quake) startet der Festa Verlag die Reihe der Richard Laymon Gesamtausgabe in einem wunderbaren, edlen Design. Für Fans des großartigen Horror- und Thriller-Autoren ein absolutes Muss.
Ein Erdbeben von katastrophalen Ausmaßen erschüttert Los Angeles. Die Metropole wird binnen kürzester Zeit zu einer wahren Postapokalypse. Inmitten des ganzen Chaos versucht Clint mit dem gerissenen Teenager Em zu seiner Familie zurückzukehren. Ihr gemeinsamer Weg wird von den plündernden, mordenden Horden, die durch die Stadt ziehen, zusätzlich erschwert. Was er nicht weiß, seine Frau Sheila ist unter den Trümmern ihres Hauses verschüttet und somit dem psychopathischen Nachbarn Stanley hilflos ausgeliefert. Dem kommt dieses alles vernichtende Erdbeben nämlich gerade recht, um Sheila endlich in die Finger zu bekommen und an ihr seine Fantasien auszuleben.
Das Inferno ist der Auftakt der Richard Laymon-Reihe beim Festa Verlag – und was für ein Auftakt. In diesem Horror-Thriller findet man alles, was Laymon ausmacht. Seinen direkten, teils drehbuchartigen Stil, die kompromisslose Darstellung von Sex und Gewalt und das immer wiederkehrende Motiv des wahnsinnigen Nachbarn. Überhaupt zeigt sich bei Laymon der wahre Horror selten in übernatürlichen Wesen, fantastischen Elementen oder nebelverhangenen Schlössern, sondern entsteht bei ihm meist aus dem Alltag heraus. Die eigentlichen Monster seiner Geschichten sind nach außen hin zunächst ganz harmlos wirkende Menschen – und manchmal weiß man auch gleich von Anfang an, dass sie gar nicht so harmlos sind.
Laymon beschreibt stets ein grausames Bild der menschlichen Natur, seine Figuren legen im Verlauf der Handlung jegliche moralische Beschränkungen ab, wachsen über sich hinaus und spüren, gerade durch das Ausleben niedrigster Instinkte, einen puren Lebenswillen. Den brauchen sie auch dringend, in diesen nihilistischen und willkürlichen Welten, in die Laymon sie wirft. Auf den ersten Blick möchte man auch gar nicht vermuten, doch Laymon integriert auch durchaus autobiographisches in seine Romane. In Das Inferno verarbeitet er seine Erfahrung mit kalifornischen Erdbeben, die er selbst überstanden hat. Durch den rasanten Stil, der die Geschichte viel über die Dialoge vorantreibt, liest sich Das Inferno durchwegs spannend und schnell, hier kommt einfach keine Langeweile auf. Wer noch nichts von Richard Laymon gelesen hat, findet mit Das Inferno einen guten Auftakt. Es ist nicht sein bestes Werk, aber es beinhaltet bereits alle seine wesentlichsten Merkmale und Themen, die einem Lust auf mehr machen. Aber Vorsicht: Richard Laymon macht süchtig!
Das Inferno von Richard Laymon, 632 Seiten, erschienen im Festa Verlag im Rahmen der Richard Laymon Gesamtausgabe.