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Boys for Sale

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Dokumentation

Die Dokumentation Boys for Sale spürt dem Phänomen der käuflichen Männerliebe in Japan nach und stellt unter anderem die Frage, warum die überwiegend heterosexuellen Männer in dieser Branche arbeiten.

Der Shinjuku 2 chome Bezirk ist eines der größten und bekanntesten Rotlichtviertel Japans, wenn nicht sogar weltweit. Vor allem die Riege an homosexuellen Sexarbeitern ist beachtlich. Die teils maskierten und unter Pseudonymen im Film auftretenden Männer bieten ihren Körper und sexuelle Dienstleistungen für Bezahlung an. Sie alle berichten von ihren unterschiedlichen Erfahrungen, wie sie in dieses Milieu gekommen sind, über ihre Zukunftspläne und vieles mehr. Nebenbei kommen auch die Betreiber dieser Etablissements zu Wort, die früher ebenfalls als sogenannte “urisen” gearbeitet haben. Die Gespräche mit den Männern werden von Animationen unterbrochen um sowohl das Gesagte zu verbildlichen, als auch um das, was nicht gezeigt werden kann, darzustellen.

Der Regisseur Itako geht in seiner Dokumentation Boys for Sale nach einem ziemlich strikten Muster vor. Er stellt eine Frage, die der Zuschauer nicht hört, und lässt sie dann von jedem der interviewten “urisen” und Betreiber dieser Bordelle beantworten. Da wird von dem ersten Mal erzählt, von dem Umstand, wie sie im Privatleben mit ihrer beruflichen Tätigkeit umgehen, wie es ist, wenn man heterosexuell ist aber gegen Bezahlung mit Männern Sex hat und da wird ganz lapidar auch einmal von einer Massenvergewaltigung gesprochen. Als Zuschauer hat man das Konzept der Dokumentation schnell begriffen und so ergreifend, interessant und auch erschütternd das Gesagte oftmals ist, es tritt dann leider irgendwann doch Langeweile ein – was aber in keinster Weise den “urisen” und ihren Schicksalen geschuldet ist, sondern der schlichtweg banal einfachen und einfallslosen Regie.

Etwas aufgelockert wird das ganze von diversen Animationen, die zwar nett anzusehen und oftmals überaus explizit das Erzählte unterstreichen, aber letztlich die gefilmte Monotonie der Dokumentation dann doch nicht weit genug aufbrechen können. Was schade ist, denn die Berichte der “urisen” und ihre Schicksale, Motivationen, Gedanken, Ängste und Hoffnungen hätten sich ein originelleres, inspirierteres filmisches Äquivalent verdient. Boys for Sale enttäuscht zwar auf der filmischen Ebene, ist aber inhaltlich eine überaus ehrliche Erzählung dank der zu Wort kommenden Protagonisten.

Regie: Itako, Filmlänge: 66 Minuten, gezeigt im Rahmen des this human world: 08.12.2017, 20:30 Uhr, Schikaneder




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