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My Entire High School Sinking Into the Sea

8
Animation

Limited Animation wird zur paradoxen Punchline in Dash Shaws Kinodebüt, dessen überbordende visuelle Kreativität alle stilistischen Beschränkungen sprengt. Der Erdrutsch, der das titelgebende Desaster auslöst, könnte sogar einer für das US-amerikanische Animationskino werden.

Zumindest ist es ein blendender Hoffnungsschimmer, dass der Thron von Disney/ Pixar eines Tages wankt und von einer Klippe ins Meer stürzt. So etwas kann praktisch jeden Tag passieren, wenn der Pegel an opportunistischen Schleimern und skrupellosen Profiteuren einem bis zum Hals geht. In dieser Lage finden sich Shaws Alter-Ego Dash (Jason Schwartzman), sein bester Kumpel Assaf (Reggie Watts) und ihre einzige Freundin Verti (Maya Rudolph) wieder.

Wenn sie wenig später im steigenden Wasser zwischen Haien und Feuerquallen ums Überleben paddeln müssen, ist das halb so wild im Vergleich zum alltäglichen Überlebenskampf an der High School. Das anarchische Chaos ist eine knallbunte Metapher, na klar. Keiner muss ein Genie sein, um das mitzukriegen. Aber dafür haben der Filmautor und seine geniale Sprechertruppe eine Flut an Film- und Comicreferenzen zu bieten. Ein paar Ninja-Moves, eine Dosis Splatter und ein bisschen Creature-Feature, getränkt in psychedelische Farbtöne und zackige Skizzen. Die zweidimensionale Szenerie ist so retro, dass sie gegenüber den Mainstream-CGI-Protzereien direkt avantgardistisch wirkt. Die Ambivalenz zur Massenkompatibilität ist kaum überraschend ein Hauptmotiv des Plots.

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Der hinkt noch weniger überraschend in Originalität und Komplexität der Optik hinterher. Die nihilistische Poesie zeitloser Meisterwerke wie Yellow Submarine oder der tiefsinnige Sarkasmus definierender Klassiker wie Daria fehlt dem schwarzhumorigen Katastrophenstreifen. Ob das Außenseiter-Trio überlebt und aus seinen Erfahrungen eine Schülerzeitungsstory generieren kann, die tatsächlich jemand lesen will, lässt einen reichlich kalt.

Die Anything-Goes-Mentalität, mit der Shaw die Ereignisse zu fast dadaistischer Absurdität überspitzt, ist eine vergnügliche Taktik, die konventionelleren Strukturen seines Debüts zu kaschieren. Den Wasserfarbkosmos bevölkert die übliche Horde Geeks, Nerds, Jocks, Creeps und Freaks. Mehr Dimensionen als eine dürfen es ruhig sein. Sie müssen ja nicht aus dem Computer kommen.

Regie und Drehbuch: Dash Shaw, Synchronsprecher (original): Jason Schwartzman, Lena Dunham, Reggie Watts, Maya Rudolph, Susan Sarandon, Filmlänge: 75 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2017




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