Johann Sebastian Bass – Dogma (EP)
Ein Mann betritt die Bühne. Er trägt eine weiße Perücke und sein Gesicht ist von der großen Menge an verwendetem Puder komplett bleich. Die ledernen Schuhe laufen nach vorne spitz zu und die Kleidung wird vor allem durch zahllose Rüschen definiert. Nein, hier geht es nicht um Kleidungsgepflogenheiten im Rokoko, sondern um die Wiener Band Johann Sebastian Bass (kurz JSB).
JSB machen in gewisser Weise Elektropop. Was hier aber besonders ist, sind erstens die vielen kleinen musikalischen Anspielungen auf die Musik des Barock und Rokoko und zweitens die Kleidung und Symbolik, die die Band verwendet. Selbst beschreiben sie ihre Musik übrigens als Electrokoko.
Vor kurzem haben sie ihre neue EP Dogma veröffentlicht. Am Cover das Konterfei eines grauen Pudels, ihres Maskottchens sozusagen. Mit dem vier bzw. sechs Song starken Mini-Album setzen sie den Weg ihres Longplayers Sugar Suite fort, die Musik bleibt aber diesmal deutlich populärer und weniger experimentierfreudig. Mit massiv glamourösen Synthesizern und mächtig klingendem Schlagzeug setzt Sugar den Startschuss für die EP. Die sanfte und gleichzeitig leicht angeraute Stimme des Sängers, Johann Martinus Bass, stößt beinahe schon ganz zu Beginn dazu und wird immer wieder mal gedoppelt. Von Anfang an klingt dieser, aber auch die anderen Songs auf der EP, ein wenig nach leicht überproduziertem Pop. Mit Across The Ocean wird dieser Weg konsequent fortgesetzt. Die gekonnt gesetzten Beats, die man in jedem der Songs findet, erinnern fast schon ein wenig an Funk und Disco.
Für Abwechslung sorgt Song Nummer drei The Call. Deutlich düsterer und langsamer wohnt ihm definitiv eine gewisse Dramatik inne, die durch tiefe Bässe noch verstärkt wird. Gewohnt pompös bildet schließlich Heavy Lipstick als letzte reguläre Nummer den Abschluss. Anschließend finden sich noch zwei Remixes von Across The Ocean. Jeweils einer von Ken Hayakawa und Curley Sue.
JSB erschaffen mit ihrer Musik eine Welle aus verschiedenen Sounds, kleinen Spielereien und Feinheiten, die über die ganze Dauer der EP hindurch kein einziges Mal abschwillt. Die Songs sind hitverdächtiger als auf früheren Veröffentlichungen der Band und werfen ein deutlich populäreres Licht auf die Wiener. Auch wenn nichts wirklich Neues zu hören ist, so kann man sagen, dass Musik und Image bei JSB sehr gut miteinander funktionieren. Dogma zeigt: Sie sind bereit für größere Bühnen.
Johann Sebastian Bass – Dogma (EP), Bass Records, www.johannsebastianbass.net