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Jahrescharts der Redaktion 2015: Film (Teil 2)

Skurril, Schräg und sehr Sehenswert

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Zwischen all den großen, vorprogrammierten, episch anmutenden Franchise-Blockbustern mit Marketingbudgets in astronomischen Höhen finden sich glücklicherweise auch in diesem Jahr noch hier und da einige schräge kleine Schmankerl auf der Leinwand, in denen keine mutierten Übermenschen in ohrenbetäubenden Stunts durch CGI-Landschaften geschleudert werden. So darf der neue Darling der europäischen Indie-Szene, Yorgos Lanthimos (Dogtooth, Alps), sein neues Werk The Lobster zwar mit einigen internationalen Stars wie Colin Farrell, John C. Reilly, Léa Seydoux und Rachel Weisz schmücken, seinem Stil bleibt der Grieche aber auch bei diesem Film treu – nämlich mit diesem und vielen großartigen Ideen den Zuseher zu faszinieren. Und um mit John C. Reilly gleich ein anderes Werk heranziehen zu können: Das englischsprachige Debüt Tale of Tales von Gomorrah-Regisseur Matteo Garrone muss man gesehen haben, nicht nur als Fan düsterer Märchen der Marke Grimm. Um den Faden auch hier weiterzuführen: Kümmert sich Toby Jones in Tale of Tales noch liebevoll um einen stark wachsenden Flo, so kann er unter der Regie von Peter Strickland in Berberian Sound Studio sein gesamten schauspielerisches Talent auf der Leinwand präsentieren. Genau dieser Regisseur hat nun heuer The Duke of Burgundy herausgebracht: Eine wortwörtlich komplizierte Beziehung wird hier auf Schwachstellen und Schwierigkeiten durchleuchtet, schwarzer Humor und großartiges Schauspiel ist dabei wie üblich mit an Bord. Von allen genannten Schmuckstücken hat uns aber Force Majeure (bei uns als Höhere Gewalt bekannt, weniger sinnvoll im englischsprachigen Ausland als Turist betitelt) wohl am meisten beeindruckt: Ein kleiner, simpler Zwischenfall, der alle Mauern niederreißt. Wozu nach Killerrobotern, Sternenkriegen oder nach Aufmerksamkeit schreienden Dinosauriern Ausschau halten, wenn das richtig interessante Konfliktpotential so nahe(liegend) ist?