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Im Rausch der Sterne

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Komödie

Eines gilt für Kochkunst wie für Filmkunst: ohne gute Zutaten kommt nur Junk Food raus, egal wie schick man es aufbereitet. Genau das passierte in der Kinoküche von Regisseur John Wells und Drehbuchautor Steven Knight, die weder eine frische Story, noch abgerundete Charaktere einsetzen. Also versuchen sie, Junk Food als etwas richtige Feines zu verkaufen, wie Hauptdarsteller Bradley Cooper als Adam Jones.

Der abgebrannte Spitzenkoch erzählt seiner zukünftigen Kollegin Helene (Sienna Miller) über Burger King: “Sie machen etwas Gutes aus billigen Sachen.“ Es ist nicht bekannt, ob die Fast-Food-Kette, die gern mit Multiplexen kooperiert, an der dreisten Schleichwerbung beteiligt war. Herumgesprochen hat sich unterdessen, dass die Dramödie die Extrakohle bitter nötig hat. In den USA war Im Rausch der Sterne ein veritabler Flop. Verständlich, denn Wells wendet sein verkorkstes Wertverständnis bezüglich Essen augenscheinlich auch dramaturgisch an. Burger King, heißt es ohne Ironie, sei das moderne Äquivalent traditioneller französischer Landküche, wo regional und saisonal von Hand mit einfachen Zutaten gekocht wird.

Wer das nicht würdige, ist in den Augen des in Biker-Jacke herumlaufenden Ex-Junkies Adam ein Snob. Aber wer, wie es Adam in seinem neuen High-End-Restaurant im Hotel seines alten Bekannten Tony (Daniel Brühl) tut, kostspielige Zutaten an die Wand klatscht, weil sie eine Minute zu lange in der Küche standen, ist ein Perfektionist. Was den Umgang mit seinen Mitmenschen angeht, ist der Bad Boy am Herd hingegen wenig perfektionistisch. In Paris, wo auf der Leinwand alle Spitzenköche ihr Handwerk gelernt haben, hat er mit seinen von ununterbrochen daher gebeteten Sex- und Drogeneskapaden alle Freunde vergrault. Nun ist er nach einer selbstauferlegten Buße-Zeit als Austern-Öffner zurück. Sonderlich gebessert hat er sich offensichtlich nicht.

In Adams Küche herrscht ein militärischer Umgangston. Wer etwas nicht exakt nach seinem Befehl zubereitet, wird vor versammelter Mannschaft erniedrigt. Einmal zwingt Adam Helene, sich bei einem Stück suboptimal gegarten Steinbutts zu entschuldigen: „Er ist umsonst gestorben!“ Man könnte fragen, wer in den Augen des Steinbutts wohl schuldiger ist: die Single-Mutter, die den Job dringend braucht, oder der arrogante Chefkoch, der das Menü zusammengestellt hat und den nicht tadellosen Fischleichnam in den Müll schmeißt?

Überhaupt blickt Coopers Charakter, den das Bangen um seinen dritten Michelin-Stern zu albernen Selbstmordaktionen und Knallchargieren treibt, kaum über den Tellerrand der Edelküche hinaus. Man muss kein ausgesprochen ethischer Esser sein, damit einem bei Qual-Produkten wie Foie Gras, Klimakillern wie Rindfleisch und überfischten Arten wie Seeteufel der Appetit vergeht und einem schlecht wird, wenn Tellerladungen aufwendig produzierter Speisen im Müll landen, weil ein Soßenklecks nicht ästhetisch genug ist. Zwar erklärt der fade Mix aus Drama und Romantikkomödie jedes Detail haarklein, da ja niemand im Kinosaal weiß, was ein Michelin-Stern ist, doch die soziale Komponente des Kochens als Beruf und Berufung ignoriert er weitestgehend.

Stattdessen suggeriert der vorhersehbare Plot, dass hunderte Millionen hungernde Menschen weltweit halb so wild sind, solange ein paar Superreichen ihr auf den Punkt gegartes Sous-Vide-Filet bekommen und Adam seinen dritten Stern. Den gibt es nicht zuletzt dank der modernen Gadgets, die in seiner Restaurantküche als Zeichen des Fortschritts überholtes Kochwerkzeug ersetzen. Wer noch mit einer Pfanne brät ist doch voll peinlich! Was tatsächlich veraltet ist, sind die elitären Ansichten über den Wert von Essen, die das abgeschmackte Koch-Kino vermittelt.

Regie: John Wells, Drehbuch: Steven Knight, Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Omar Sy, Emma Thompson, Filmlänge: 100 Minuten, Kinostart: 04.12.2015




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