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this human world 2015 – Vorschau

Knapp ein Monat nach der Viennale startet das diesjährige Internationale Filmfestival der Menschenrechte, in einem Jahr, dass gerade so ein Festival dringend benötigt. Vom 3. bis 11. Dezember findet this human world zum achtenmal in Wien statt.

An neun Festivaltagen und in fünf Wiener Kinos (Schikaneder, Top Kino, Gartenbaukino, Filmcasino und Brunnenpassage) widmet sich das humanistische Festival erneut einer regen Bandbreite an Filmen aus der ganzen Welt. Filme, die nahe an der gesellschaftlichen Realität operieren und funktionieren, aktuelle politische, soziale und gesellschaftliche Konflikte behandeln und dazu auch Stellung beziehen, ohne dabei Belehrend zu sein, sondern sich dennoch, ganz dem Wirken des Kinos gemäß, emotional einfühlsam und aufrüttelnd und manchmal sogar humorvoll mit ihren Themen auseinandersetzen.

Ebenfalls besonders und von daher für jeden wahren Cineasten und Humanisten absolute Pflicht: die meisten der gezeigten Filme schafften es zwar auf internationalen Festivals für Aufsehen zu sorgen, regulär ins Kino kommen aber die wenigsten davon. Von daher handelt es sich um eine Auswahl hochqualitativer, aber für den „normalen Kinobetrieb“ nicht kommerziell genug. Das bedeutet, dass man beim this human world die einmalige Gelegenheit hat, Filme zu sehen, die man in dieser Art (sprich: auf der großen Leinwand) vermutlich nie wieder wo sehen wird. Gezeigt werden über 70 Spielfilme und Dokumentationen, es kommen Festivalgäste und das Programm wird von Diskussionen, Gesprächen, Workshops, Konzerten und einer Nightline begleitet.

Der Eröffnungsfilm: Pirates of Salé

Pirates-of-Salé-(c)-2014-M.-Addou,-R.-Rogers

Das Festival beginnt gleich mit einer Österreich-Premiere. Der Dokumentarfilm von Merieme Addou und Rosa Rogers setzt auch gleich die inhaltlichen Segel für das folgende Filmprogramm. Pirates of Salé verbindet gekonnt das Eintauchen in die künstlerische Freiheit vor dem Hintergrund eines tristen, verarmten Slum in Marokko, eben in der titelgebenden Stadt Salé. Dort versucht ein professioneller Zirkus die Menschen, vor allem Teenager, vor der Armut zu retten und ihnen neue Perspektiven zu geben, ein Leben ohne Abhängigkeit zu führen und die Möglichkeit zu bekommen, ihre Gefühle, jenseits aller Konventionen, auszudrücken. Ein scheinbar hoffnungsloser Ort wird zu einem Quell der Träume.

Schwerpunktthema: this human Poverty – No Job, No Money, No Home, No Europe

River-Memories-(c)-2015-Gianluca-und-Massimiliano-De-Serio

Im Zentrum stehen dieses Jahr die Themen Armut und Flucht und natürlich das Kino, das sich mit diesen Fragen beschäftigt. Der Schwerpunkt this human Poverty lenkt die Aufmerksamkeit auf die Armut vor der eigenen Haustür. Arbeitslosigkeit, Wohnungskrisen und bankrotte Systeme. Der Dokumentarfilm River Memories von Gianluca und Massimiliano De Serio rückt die über tausend Menschen, die in Europas größtem Elendsviertel, dem Ufer des Flusses Stura bei Turin, Italien leben, ins Zentrum und zeigt in welchen verheerenden Zuständen die Menschen dort leben müssen. Kein fließendes Wasser, kein Strom, hygienische Zustände wie im Mittelalter. River Memories widmet sich den letzten Monaten der Siedlung vor ihrem Abriss.

Schwerpunktthema: this human Tracks – Moving People, Watching War

Mediterranea-(c)-2015-Jonas Carpignano

Der Schwerpunkt this human Tracks verdichtet und hinterfragt Themen, die schon in früheren this human world-Festivals ein zentraler Bestandteil war. So zum Beispiel der Spielfilm Mediterranea von Jonas Carpignano, der ambitioniert aber auch spannend erzählt, was die Gründe und Umstände sind, die Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat treibt, wie zwielichtige Ökonomien Profit aus dem Leid anderer schlagen, die Auswirkungen der Grenzpolitiken und Kriege und die beschwerlichen Wege der Fliehenden. In Mediterranea fliehen Ayiva und Abas nach Europa, in der Hoffnung von dort Ayivas Tochter finanziell versorgen zu können. Die Reise ist gefährlich und sie überleben nur knapp. Doch in Italien angekommen stoßen sie auf eine feindselige Umgebung und gewaltsame Übergriffe gegen Einwanderer nehmen laufend zu. Ein wichtiger Film (einer von vielen, die auf dem this human world gezeigt werden) vor dem man genau so wenig die Augen verschließen kann, wie vor der Realität solcher Ereignisse, die Tag für Tag Europa erschüttern.

Weitere Schwerpunkte: Lateinamerika, Kaukasus, Off-Porno und mehr

Neben dem Lateinamerikanischen Kino ist es vor allem interessant, das bei uns hierzulande kaum erfasste Kino aus dem Kaukasus näher zu betrachten und ein reichhaltiges Programm beider Länder zu sehen. Danke dem großen Publikumserfolg vom letzten Jahr, findet der Schwerpunkt Every Time We Fuck We Win 2! eine Fortsetzung und darf sich auch dieses Jahr mit sexuellen Identitäten und Begierden auf positiv-lustvolle Weise auseinandersetzen. Auch die zwei Schwerpunkte mit langjähriger this human world-Filmerfahrung, nämlich this human WORKS und Cinema and Human Rights, sind wieder am Programm und zeigen aktuelle Arbeitsrealitäten und menschenrechtliche Frage- und Problemstellungen.

Da ist ja wohl für jeden Cineasten was dabei. Das vollständige Programm vom diesjährigen this human world gibt es ab 12. November 2015 auf der offiziellen Homepage zu sehen.




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