Learning to Drive – Fahrstunden fürs Leben
Learning to drive – Fahrstunden fürs Leben erzählt eine leicht melodramatische, humorvolle Geschichte eines späten Neuanfangs und einer ungewöhnlichen Freundschaft, die aber abseits ihrer überzeugenden Hauptdarsteller Patricia Clarkson und Ben Kingsley eine vorhersehbare Handlung erzählt.
Bei einem Abendessen eröffnet Ted (Jake Weber) seiner bislang ahnungslosen Ehefrau Wendy (Patricia Clarkson), dass er nach 21 Jahren Ehe die Scheidung will. Völlig aufgelöst enden beide im Taxi, dessen indischer Fahrer Darwan (Ben Kingsley) die Szene still mitverfolgt. Der gebildete Sikh, der politisches Asyl in Amerika erhielt, verbringt im Auto sein ganzes Leben. Tagsüber gibt er Fahrstunden und in den Abendstunden fährt er Taxi. Schlussendlich bringt er die aufgelöste Wendy alleine nach Hause, doch vergisst diese bei all dem Trubel einen Umschlag mit Unterlagen am Rücksitz. Am nächsten Morgen möchte Darwan den Umschlag an seine Adressantin zurückgeben und fährt mit seinem Fahrschulauto vor. Wendy, der es schwer fällt, nach so vielen Ehejahren auf eigenen Füßen zu stehen, beschließt im selben Moment Fahrstunden zu nehmen. Mit Darwans Hilfe traut sie sich hinter das Steuer und es kommt zu einem regen Austausch zwischen den beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Isabel Coixet inszeniert ein Selbstfindungsabenteuer im Gewand einer sanften Komödie mit melodramatischer Attitüde, dessen Grundidee aus einem gleichnamigen Essay von Katha Pollitts stammt. Neben den porträtierten Hürden eines holprigen Neuanfangs wirft Learning to drive – Fahrstunden fürs Leben auch einen Blick auf kulturelle Unterschiede. Wendy, die charismatische und erfolgreiche Schriftstellerin, deren Gemütsverfassung sich abwechselnd zwischen Verzweiflung und Tatendrang verortet, trifft auf den lebensklugen, wenn auch reservierten indischen Taxifahrer, der in eine arrangierte Ehe einwilligt.
Beide profitieren von den gemeinsamen Gesprächen, die während der Fahrstunden geführt werden und auch eine subtile amouröse Bindung zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler lässt sich nicht leugnen. Wie diese endet, mag für manchen Zuseher zwar etwas überraschend sein, doch fügt auch das der eher vorhersehbaren Story wenig hinzu. Der Film plätschert vor sich hin, lässt einem über Verhalten der Figuren und Dialogstellen schmunzeln, zeitweise sogar kurz auflachen und regt zum gelegentlichen Nachdenken an.
Learning to drive – Fahrstunden fürs Leben verlässt sich dabei völlig auf die Stärke seiner Hauptdarsteller Patricia Clarkson und Ben Kingsley, die zweifellos eine gute Performance abliefern und den Film zu dem machen, was er ist – eine auf Figuren fußende Komödie mit interessanten Charakteren. Technisch hat das Werk jedoch wenig zu bieten. Eingespielte Fantasie- und Erinnerungssequenzen Wendys lockern die geradlinige Story ein wenig auf, doch bleiben sie Großteils effektlos und auch den sonstigen Einstellungen und Schnittfolgen fehlt es an Originalität.
Indisch inspirierte Musik schafft es (natürlich aufgrund von Ben Kingsley’s Figur) in den Film, während sonst sanfte kaum zu erinnernde Töne die Geschichte begleiten. Das als Spielort, wie so oft zuvor, New York gewählt wurde, wirkt ebenfalls einfallslos, beschert den Zusehern aber immerhin Bilder aus dem weit weniger filmbekannten Stadtteil Brooklyn. Kategorisieren lässt sich die Komödie unterm Strich als technisch adäquat aber wenig beeindruckend mit kaum überraschendem Plot.
Regie: Isabel Coixet, Drehbuch: Sarah Kernochan, Darsteller: Ben Kingsley, Patricia Clarkson, Grace Gummer, Jake Weber, Filmlänge: 90 Minuten, Kinostart: 07.08.2015, www.learningtodrive.de