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Gefühlt Mitte Zwanzig

7
Tragikomödie

Ein Hauch von Woody Allen liegt in der Luft, wenn man sich dem neuesten Werk Noah Baumbachs, Gefühlt Mitte Zwanzig, widmet. Zu sehen bekommt man eine smarte, aber nicht allzu schwere Komödie, die einem Paar folgt, das zwischen den Kategorien Alt und Jung ins Stolpern kommt.

Josh (Ben Stiller) und Cornelia (Naomi Watts) führen ein glückliches, wenn auch kinderloses Mit-Vierziger Leben in Brooklyn und haben dennoch das Gefühl, dass etwas fehlt. Dass ihre besten Freunde nun Eltern geworden sind, macht es den beiden nicht gerade einfacher mit ihrer Lebenssituation ins Reine zu kommen. Allzu offen sind sie deshalb für den frischen Wind, der mit dem Zusammentreffen mit dem jungen Hipster-Paar Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) aufzieht. Fasziniert sind Josh und Cornelia vom Lebensstil der beiden und beginnen allmählich ihre Alltagsroutine über Bord zu werfen. Ein neuer Kleidungsstil, ein Hip Hop-Tanzkurs und eine spirituelle „Kotzkur“ später, sind sie für ihre gleichaltrigen Freunde kaum noch wieder zu erkennen. Und nicht nur ihre Freunde sind verwundert über den Lebenswandel, auch das Paar selbst beginnt zu zweifeln. Das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlt, wandelt sich zum Gefühl, dass diese Verjüngungskur wohl auch nicht das Wahre ist. Hinzu kommt der latente Verdacht, dass vor allem Jamie eigene Ziele durch die Freundschaft mit dem Paar verfolgt.

Das Spiel mit Generationen scheint dem Filmemacher zu liegen. Nachdem er sich in Frances Ha mit der Generation Twenty-Something auseinandergesetzt hat, wirft er nun in Gefühlt Mitte Zwanzig (Originaltitel: While We’re Young) einen Blick auf die Fourty-Somethings. Baumbach wollte einen Film mit gewissem Anspruch produzieren. Erstes Anzeichen dafür ist, dass er beim Filmauftakt mit einem Zitat aus Ibsens Baumeister Soloness aufwartet, bei dem es um die Angst vor der Jugend geht.

Gleich zu Beginn kommen daher Zweifel auf, ob es sich bei Gefühlt Mitte Zwanzig wirklich um eine handfeste Komödie handelt – aber die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Trotz allem merkbaren Bedenken auf Anspruch schlittert die Geschichte in die Sphären des Mainstreams hinein und unterscheidet sich von anderen Komödien nur durch die angesprochene Zielgruppe. Es ist eine Komödie für Erwachsene, die von ihren Figuren getragen wird und deren Humor sich auf Inkonsistenz und zeitweisen Slap-Stick stützt. Inhaltlich handelt die Komödie von den vielleicht am Ende doch nicht so großen Unterschieden zwischen den Generationen, von Beziehungsdynamiken und Freundschaften. Revolutionär wirkt die Inszenierung zwar nicht, da man durchaus Bezüge zum Großmeister Woody Allen ziehen kann, aber positiv anders ist sie.

Wunderbar gelungen sind das Spiel mit der Zeit und mit dem was diese auszeichnet, sowie die Anspielung auf den neidischen Blick zwischen den Generationen. Die Jungen umgeben sich mit dem Alten, wie bspw. ein ausgiebiger Blick auf die Plattensammlung unterstreicht, und die Alten umgeben sich mit dem Jungen, wie dem ständigen Blick auf ihre Smartphones und Tablets zu entnehmen ist. Die Unterschiede zwischen den Hipstern auf der einen Seite, die sich nach etwas Manifestem sehnen, und den in die Jahre gekommenen Normalos, die nicht altern wollen, könnten besser nicht inszeniert sein. Dass Gefühlt Mitte Zwanzig an Originalschauplätzen in Manhattan, Upstate New York aber vor allem Brooklyn gedreht wurde, scheint nur passend für die durch die Bilder vermittelte Stimmung. Unterlegt wird dieser freigeistige aber realitätsnahe Grundtenor von einer soliden Musikgestaltung unter der Führung von James Murphy. Wer genau hinhört erkennt sowohl Töne von Vivaldi wie auch McCartney, Bowie oder Haim – eine sehr kunstvolle Mischung also.

Wie bereits erwähnt, stützt sich die Komödie auf den Charme seiner Figuren. Ben Stiller, der den Idealisten Josh mimt, gibt als eingesessener Schauspieler des Genres altbewährtes zum Besten, während die eigentliche Drama-Aktrice Naomi Watts als Cornelia nun endlich auch einmal ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellt. Adam Driver spielt den wohl ambivalentesten Charakter des Films, Jamie, nicht minder überzeugend wie seine junge Mitstreiterin Amanda Seyfried als Darby. Wer sich also nicht am Plot erfreut, dem Sagen möglicherweise zumindest die Figuren zu. Gefühlt Mitte Zwanzig ist jedenfalls eine unterhaltsame Tragikomödie über das Älterwerden einer Generation, die mit Neid auf die Jungen blickt.

Regie und Drehbuch: Noah Baumbach, Darsteller: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried, Filmlänge: 97 Minuten, Kinostart: 31.07.2015, gefuehlt-mitte-zwanzig.de




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