100 DVDs in 100 Wochen: Rumble Fish
Rumble Fish von Francis Ford Coppola ist die Nummer 56 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen. Laut Aussage des Regisseurs ein Kunstfilm für Teenager.
Ich mag Coppola. Folgedessen bin ich bei Rumble Fish schon vor dem Einlegen in den DVD-Player etwas voreingenommen, was aber der Sache an sich keinen Abbruch tun soll. Interessant ist, dass Coppola, wie das eben manchmal so ist, eigentlich durch die Verkettung einiger Zufälle auf die Story kam. Wie auf der Innenseite der DVD zu entnehmen ist, bekam Coppola im März 1980 einen Brief von Jugendlichen, die ihn baten ihr Lieblingsbuch The Outsiders zu verfilmen. Da ihm die Idee gefiel, kaufte er der Autorin S.E. Hinton für ein paar hundert Dollar die Rechte ab und begann mit den Dreharbeiten. Währenddessen fiel ihm ein weiteres Buch der besagten Autorin in die Hände: Rumble Fish. So drehte er mit dem Team und den Hauptdarstellern von The Outsiders gleich weiter – einzig sein Neffe Nicholas (ja, die meisten kennen ihn als Nicholas Cage) war neu von der Partie.
Worum geht’s also? Rumble Fish ist im Grunde die Geschichte zweier Brüder. Der Jüngere, Rusty James (Matt Dillon), hat nicht nur selbst genug kleinkriminelle Machenschaften auf den Buckel, nein, er will auch noch seinen größeren – und verbrechenstechnisch um einiges weiteren – Bruder, Motorcycle Boy (Mickey Rourke), nacheifern. Nach zweimonatigem Aufenthalt in Kalifornien kehrt Motorcycle Boy zurück, just in dem Moment, als Rusty James in Anwesenheit seiner Freunde Smokey (Nicholas Cage) und Steve (Vincent Spano) einen Bandenkrieg ausfechtet. Schließlich beschließen die beiden ein neues Leben und noch einmal ganz von vorne anzufangen – doch die Aussicht darauf scheint nicht mehr als eine Illusion zu sein.
Im Gegensatz zur epischen Länge der Der Pate-Trilogie hat Rumble Fish angenehme 90 Minuten und verlangt einem somit nicht unnötig viel Sitzfleisch ab. Obwohl ich der festen Meinung bin, dass nicht jeder etwas mit diesem von keiner stringenten Handlung getriebenen Film anfangen kann, so bin ich davon überzeugt, dass er bestimmt zu den interessanteren „Kunstfilmen für Teenager“ gehört. Rusty James ist von Beginn an in der Welt seines großen Bruders, auch wenn wir diesen nicht von Beginn an sehen. Motorcycle Boy ist nämlich sowohl farbenblind als auch hin und wieder taub, was sich für uns Zuseher in Schwarz/Weiß und dem scheinbar abgekoppelten Rhythmus, welcher den Film an manchen Stellen bestimmt, bemerkbar macht. Die Geschichte an sich hat keinen roten Faden und scheint sich am Alltag der Protagonisten zu bewegen, mal springen wir zu einer kleinen Orgie in einem Haus, mal begleiten wir die beiden Brüder in eine Bar, wo sich ihr Vater hoffnungslos betrinkt. Es ist diese Perspektivlosigkeit und Leere, die Rumble Fish für mich so faszinierend macht, auch wenn gerade hieraus der logische Schluss für Rusty James folgen muss.
Meine Empfehlung: Fans von etwas kunstsinnigeren Filmen über das Leben und die Schwierigkeiten problembehafteter Jugendlicher wird Rumble Fish ganz bestimmt gefallen. Doch auch für alle anderen gilt: Einen Versuch ist der Film auf jeden Fall wert.
Das nächste Mal geht es weiter mit Samuel Fuller’s Vierzig Gewehre.