Love is Strange
Eine positive Veränderung kann negative Folgen haben. Ein homosexuelles Paar kann endlich heiraten, doch aus diesem freudigen Ereignis erwachsen ungeahnte Schwierigkeiten. Love is Strange bemüht sich brisante Themen auf humorvolle Weise aufzubereiten.
Es ist soweit: Ben (John Lithgow) und George (Alfred Molina) können heiraten. Nach über 40 Jahren Beziehung ändert der Bundesstaat New York seine Gesetzgebung und der Hochzeit steht nichts mehr im Wege. Kurz danach wird George jedoch vor ein unangenehmes Problem gestellt: Die katholische Privatschule, an der er als Chorleiter und Lehrer unterrichtet, kündigt ihn, da er jetzt „offiziell“ gegen die Lehre verstößt. Bens Pension reicht nicht aus um das riesige Apartment in New York zu behalten und Georges Jobsuche gestaltet sich als schwierig. Zwischenzeitlich versuchen die beiden bei Freunden und Familien unterzukommen. Mindy (Christina Kirk) bietet den beiden ein Zimmer in ihrem Haus außerhalb der Stadt an – doch der Gedanke, New York zu verlassen, stößt auf heftigen Widerstand. Wohl oder übel richten sie sich bei den in der Stadt lebenden Bekannten ein, die auf Dauer nur wenig Verständnis für die Eigenheiten der Beiden haben.
Ira Sachs zeigt die Widersprüchlichkeit in der Entwicklung der modernen Gesellschaft. Das George jahrelang ohne Probleme als Lehrer an einer katholischen Privatschule tätig war und kurzerhand nach seiner Heirat gekündigt wird, mutet beinahe absurd an. Das es auch für wohl etablierte Mitglieder der Gesellschaft schwer ist, ohne Geld in New York zu leben zeigt sich hinterher. Der Generationenkonflikt lässt nicht lange auf sich warten und die ersten Probleme bilden sich. Die Probleme des Paares vermischen sich bald mit denen ihrer Bekannten – auch gute Bekannte haben im Privatleben etwas anderes zu tun als ständig für die Unterhaltung ihrer Gäste bereit zu stehen. Alfred Molina und John Lithgow spielen ihre Rollen erwartungsgemäß gut, können das etwas lustlose Drehbuch aber auch nicht ausgleichen.
Letztlich ist es nur die Eitelkeit der Hauptfiguren, die sie von ihrem gemeinsamen Glück abhält. Ira Sachs verdeutlicht, dass wir alle in unserer eigenen Welt leben, in der wir nicht unbedingt sehen was das Beste wäre. Was er wohl zeigen will, ist, dass die Liebe mitunter ungewöhnliche Wege geht, doch durch den Film hindurch verliert sich der Fokus auf die Hauptfiguren und konzentriert sich zu viel auf die Nebendarsteller, ohne jedoch aufgenommene Handlungsfäden zu Ende zu führen. Love is Strange endet eher abrupt und lässt viele Fragen offen.
Es ist weder ein glückliches noch ein trauriges Ende und so bleibt auch die Identifikation mit den Figuren auf der Strecke. Die Missverständnisse sind zwar unterhaltsam, aber eben auch nicht unerwartet und der Film verläuft in einem vorhersehbaren Rahmen. Während man also viele schöne Bilder von New York zu sehen bekommt, taucht die Handlung nicht unter die Oberfläche. Das einzig politisch brisante Thema wird kurz nach Beginn fallen gelassen, da es anscheinend nur als Vehikel für den Rest der Handlung genutzt wurde. Trotz guter Unterhaltung bleibt Love is Strange trivial in seiner Botschaft.
Regie: Ira Sachs, Drehbuch: Ira Sachs, Mauricio Zacharias, Darsteller: Alfred Molina, John Lithgow, Marisa Tomei, Tatyana Zbirovskaya, Olya Zueva, Jason Stuart, Filmlänge: 94 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale 2014, www.sonyclassics.com/loveisstrange