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Gran Torino

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Drama

In unserer neuen Kolumne „The New Weekend Watch List“  widmen wir uns, allen voran unser neuer pressplay-Filmkritiker und Kolumnist Christian Klosz, dem Heimkino. Nicht nur um Lücken zu füllen und Empfehlungen zu verteilen, sondern auch um vor filmischen Gefahren zu warnen.

Den Anfang macht der neben den cineastischen Behemoths Erbarmungslos und Million Dollar Baby oftmals zu Unrecht übersehener Clint Eastwood-Klassiker: Gran Torino. Eastwood stellt ein Phänomen in Hollywood dar: Lange Zeit wurde er von den Konservativen als „einer der Ihren“ vereinnahmt, inzwischen wird er auch von den Liberalen geschätzt, was mitunter an den von ihm im letzten Jahrzehnt filmisch be- und verarbeiteten („liberalen“) Themen und Stoffen liegen mag: Sterbehilfe (Million Dollar Baby), Homosexualität (J.Edgar) und Apartheit (Invictus). Gran Torino widmet sich mit unglaublicher Sensibilität der „multikulturellen Gesellschaft“, ist zugleich Milieustudie einer asiatischen Einwanderer-Community (Hmong) in den USA wie Parabel über Mann-Werden und Männlichkeit, alles auf dem Gerüst eines klassischen Western-Plots. 

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Walt Kowalski (Clint Eastwood), mürrischer Einzelgänger in einem amerikanischen Vorort in Detroit, der zunehmend von asiatischen Einwanderern besiedelt wird, verliert seine geliebte Frau, wodurch er noch mürrischer und einsamer wird. Seine Söhne wollen ihn ins Altersheim abschieben, die einzigen, bleibenden Freuden am Ende eines von Kriegsdienst und harter Arbeit gezeichneten Lebens sind das tägliche Bier und Zigarette auf der Veranda des kleinen, vereinsamten Eigenheims. Durch Zufall freundet sich Walt mit Sue (Ahney Her), der Tochter der asiatischen Nachbarn, und schließlich mit deren Bruder Tao (Bee Vang) an, dem er in der Folge als Vaterersatz dient. 

Die entstehenden Gefühle von gegenseitiger Sorge und Fürsorge, die Walt aus seiner eigenen Familie nahezu unbekannt sind, münden schließlich in ein rührendes wie tragisches Ende, in dem der geplagte Held aber seinen lang ersehnten Frieden zu finden scheint. Eastwood erzählt, wie gewohnt, mit stoischer Ruhe die Geschichte eines Einzelgängers, der, geplagt von den Dämonen der Vergangenheit, durch die Wüste (der amerikanischen Vororte) zieht. Den Glauben an Erlösung längst aufgegeben, fristet er ein trostloses Dasein in einer ihm fremd gewordenen Welt. Erst eine Frau (die offene, hoffnungsfrohe Sue) erweckt seine Lebensgeister wieder, wodurch er am Ende seines Lebens noch einmal erfahren darf, was es bedeutet, gebraucht zu werden bzw. jemanden zu brauchen.

Sichtbar ist in Gran Torino auch Eastwoods Prägung durch den amerikanischen und vor Allem den Italo-Western a la Sergio Leone: Langsames Erzähltempo, einsamer „Outlaw“, der die Welt zum Feind hat, und der schließlich einer Frau bedarf, um ein Quäntchen Glauben an das „Gute im Menschen“ zurückzuerlangen. Am Ende steht ein wunderbarer, kleiner, rührender Film, der, vollkommen unsentimental, über das Leben, den Tod, Liebe, Freundschaft und Männlichkeit erzählt. Kleine erzählerische Schwächen am Ende werden unser Aller Held, Clint Eastwood, gerne verziehen, der hier, so scheint es, mit unglaublicher Beiläufigkeit ein kleines Kunstwerk geschaffen hat, das einen Großteil des aktuellen Hollywood-Einheitsbreis mit Leichtigkeit in den Schatten stellt.

Regie: Clint Eastwood, Drehbuch: Nick Schenk, Darsteller: Clint Eastwood, Bee Vang, Ahney Her, Christopher Carley, Brian Haley, Filmlänge: 116 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 10.07.2009




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