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Shantel – Anarchy & Romance

Die lateinischen Klassiker im Bücherregal einmal weggelassen, wären von nun an Shantels Metamorphosen ein faszinierender Forschungsgegenstand…

Ohne den künstlerischen Background des Frankfurter Musikers, Produzenten und DJs, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Stefan Hantel heißt, an dieser Stelle zu wiederholen und sich einfach nur dem neuen Album, das gerade erschienen ist und sich Anarchy & Romance nennt, nähert, kommt man zu folgendem Schluss: Alles wird geboten!

Die ersten Klänge erinnern an Badly Drown Boy – lange akustisch von einer starken Gitarre eingeleitet, bevor sich die Stimme Shantels ebenso präsentiert. Die Melodie klingt, als ob der Musiker versucht hätte hier französische Landschaftsmalerei zu vertonen. Wenn man vielleicht noch ein bisschen stutzt, wird man spätestens bei Nummer zwei, All the glamour has gone, in Shantels Mikrokosmos zurückgeholt: Feiner Dancefloor mit aufgewirbelten Gitarren und eingängigen Beats zeigen, dass sich der Künstler mittlerweile seine eigenen Erkennungszeichen geschaffen hat. Diese Lounge-Disco erinnert gleichermaßen an sein erfolgreichstes Album und den gleichnamigen Titel Disco Partizani, das aus den Clubs und dem Sommer 2007 nicht  mehr wegzudenken ist. Als wäre man also nun dort angekommen, wo Shantel einen haben will, legt er mit dem dritten Stück des Albums, 13th Shake, eine Kehrtwendung hin, schnappt sich die Akustikgitarre und setzt jetzt auf Melodie statt auf eingängige Disco! Was jedoch auf keinem der insgesamt 15 Tracks fehlen darf, sind die orientalischen Skalen, die Harmonien und Reminiszenzen an den sogenannten Smyrna-Sound. Neben einer stark ausgearbeiteten Rhythmuslastigkeit legt Shantel mehr und mehr Ohr und Auge auf Harmonie und Melodie – ist Anarchy und Romance auch das erste Album, das nicht konzeptionell angelegt, sprich kein Produzenten-Album ist, sondern wirklich den Künstler selbst reflektieren will.

Shantel schrieb schon Filmmusik für Sasha Baron Cohen und Fatih Akin, spielte auf der Mailänder Fashion Week sowie dem Tim Festival in Rio de  Janeiro (um nur wenige zu nennen) und hat es zu einer internationalen Prominenz gebracht, zu der ihm unter anderem auch sein Bucovina Club Orkestar mit ihren fabelhaften Live-Auftritten geholfen hat.

Zurück zum Album: Das musikalische Überraschungsei Shantel hält für den Hörer neben schon erwähnten, typischen orientalischen Klängen auch wieder Flamenco-, Boogie-, sowie Swing-Einflüsse bereit (Slow Down). Die schnell gezupfte, fast gepeitscht wirkende Gitarre zeigt er dann in seiner schönsten Form in No more butterflies. Wirklich ruhig wird es auf dem Album dann doch nie – außer vielleicht, als Cherilyn MacNeil von der Folkband Dear Reader sich ein Gastspiel gibt und mit ihm gemeinsam Golden aufnimmt. Das wars dann aber auch: als Zuckerl zum Abschluss gibt es dann noch den Yamaha-Elektrico Mix von The Kiez is alright, der das Tanzbein dann doch noch einmal verführen muss.

Alles in allem ist Anarchy & Romance ein spannendes, unterhaltsames und allem voran abwechslungsreiches Album, das alle Facetten des Künstlers stark zu präsentieren weiß und freudig auf die kommenden Live Shows blicken lässt. 

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