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Nine Inch Nails – Hesitation Marks

Say Hello also statt Wave goodbye: Die Nine Inch Nails sind zurück. So hat sich One Men Show Trent Reznor entschlossen, seine schon eingemottete Band neu zu beleben…

Wo soll man hier aber ansetzen? Der Mikrokosmos, der sich rund um den legendären Frontmann seiner Band aufgebaut hat, ist eigentlich nicht zu beschrieben. Die Nine Inch Nails sind in ihrem Schaffen nicht auf den Punkt zu bringen, da scheint es kein passendes – oder ausreichendes – Spektrum an Ausdrücken zu geben, die auch nur vage anzudeuten berechtigt sind, welch unumstritten eindrucksvollen Musiker und allem voran Künstler man hier gegenübersteht.

Vor nun schon 19 Jahren hat Trent Reznor, das einzig beständige Mitglied von NIN, sein vielgelobtes Meisterwerk The Downward Spiral auf den Markt gebracht und sich damit (auch wenn es eigentlich schon die achte Veröffentlichung der Band darstellte) im Rockolymp eingeschrieben. Diese Kategorisierung zwischen anderen Größen im Business sei nur der Ordnung halber vorgenommen, dem Drang nach Schubladen je nach Genre hier also nachgegeben. Denn eigentlich verhält es sich, wie erwähnt, vollkommen anders: Nicht Trent Reznor hat sich im Rockolymp eingeschrieben, sondern hat sich auf diesem Feld des Industrial Rock die Szene mit den Nine Inch Nails erst überhaupt ins Leben gewagt.

Von Auf und Ab geprägt zieht sich die Bandgeschichte also schon jahrzehntelang, mit Drogen und Alkohol ist man aber durch – als präsentiere man hier gleich einen weiteren Grund, anders zu sein als der vermeintliche Rockstar. Mit Reznors Musik verhält es sich eben komplizierter: Hier wird nicht einfach Gitarre geschrammelt, Texte geschrieben, dem Lifestyle gefröhnt. Was sich hinter der Musik der Nine Inch Nails versteckt, wirkt wie ein zerbrechliches Konstrukt, das minimalistisch in einem künstlerischen Schaffensprozess erarbeitet wurde, eine Zusammenfassung von musikalischem Talent, Hingabe zum Fach und beinahe leidenschaftslos-konstruierter Technik. Ein Exempel: Kann man sich Trent Reznor schwitzend auf der Bühne vorstellen? Hüpfend, kreischend, die Fans animierend? Eigentlich nicht wirklich. Hört man sich diese Musik an, verblasst der Gedanke an den Rockstar, der es nötig hat, auf der Bühne alles zu geben. Die Idee und die Kraft dieser Musik ist in eben jedes einzelne Stück geflossen, muss nicht präsentiert werden, hat nichts zu tun mit weit ausschweifenden Parties. Vielmehr transportieren die Nine Inch Nails eine Musiktheorie, die ihresgleichen sucht.

Der neue Wurf also, Hesitation Marks, schließt makellos an das an, was man von den Nine Inch Nails erwarten darf und soll: Eine präzise, fein gearbeitete Platte, die wandelt zwischen experimentellem Gespräch, Klangfetzen, fragmentarischen Stücken (Find My Way, The Eater of Dreams) und gleichzeitig mit Nummern wie Everything oder Came back haunted Reznors todsicherem Gefühl für eine prägende Melodie, die heraussticht. Das wahre Wunder, das die Nine Inch Nails immer wieder zu wiederholen imstande sind, zeigt sich in der Vermengung von experimenteller Entgrenzung, die verstören soll, um das Ohr im nächsten Moment mit Klängen zu versöhnen. Hesitation Marks ist der nächste Meilenstein in einer Karriere ohne gleichen. Und das Schöne daran ist, dass man sie nicht suchen muss, die Vergleichsbeispiele, weil man sich sicher sein kann, die bleiben unauffindbar. Und sehr gerne sagen wir: Welcome back, Trent.

Nine Inch Nails – Hesitation Marks, Polydor/Universal, www.nin.com




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