Frequency Festival 2013: Der dritte Tag in voller Fahrt
Der letzte Tag am Frequency – das heißt noch einmal aus den Zelten krabbeln, die Massenduschen mit kaltem Wasser durchtauchen und den Tag mit den besten Festival-Acts abfeiern. Da war am Samstag viel Puste benötigt, denn die Bands gaben noch einmal alles.
Der Tag begann mit der kurzfristig ins Line-up genommenen österreichischen Band Demian, gefolgt von der Überraschung des Nachmittags, Friska Viljor. Die schwedischen Indie-Rocker lachten dem Publikum von der ersten Sekunde mit blonden Bärten ins Gesicht und animierten zum Rumhüpfen und Mitsingen von Songs wie Shotgun Sister oder Arpeggio. „Let’s do something out of the ordinary. Let’s do it good and do it now“ funktionierte dabei so gut, dass die Zuschauer bereits um 15 Uhr in Scharen ausgelassen vor der Bühne standen und tanzten.
Von da an kam das Programm voll in Fahrt. Jake Buggs Konzert im Wiener Flex liegt noch nicht allzu lang zurück, da katapultiert der Erfolg des grad erst 19-jährigen ihn schon auf die Hauptbühne des Frequency – und am 5. Dezember übrigens ins Wiener Gasometer. Grund genug sich dieses Wunderkind einmal näher anzuschauen und aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen. Steht der junge Brite auch teils ohne Band souverän auf der Bühne und lässt seine Songs, eine Mischung aus Rock- ’n‘- Roll, Country, Pop-Rock, und Rhythm & Blues, frei. Einzig, wer die Chance hat das in einem Club zu erleben, sei mit einem Mehr an astreiner 50s-Atmosphäre belohnt.
Nach solch einem intensiven Schauspiel konnte bei Brendan Benson auch einmal in Ruhe gechillt und sich ruhig auch aus der Ferne mit einem kühlen Getränk zurückgelehnt werden, denn es wurde am Samstag noch einmal richtig heiß – und vor den Headlinern war ausruhen dringend nötig. Bei Max Herre auf der Green Stage wurde es unterdessen richtig nostalgisch. Herre, der nur wenige Songs aus seinem aktuellen Album Hallo Welt zum Besten gab, überraschte wiederum durch einen Gast auf der Bühne, den die alteingeschworenen Freundeskreis-Fans nur zu gut kennen. Afrob und Max Herre – das schrie nach einem Konzert mit alten Klassikern. Die Fans mussten nicht lange auf Esperanto warten und zum Schluss gab es dann sogar noch Wenn der Vorhang fällt. Ein Hip-Hop-Schmankerl war dann eindeutig das Reimemonster (im Original mit Ferris MC) von 1999 und natürlich durfte auch A-N-N-A nicht fehlen, bei dem Herre zur Gitarre griff und dessen Solo-Performance durch Gesang des begeisterten Publikums begleitet wurde.
Das absolute Highlight spielte sich aber dann doch auf der Space Stage ab. Während James Blake und Hurts auf der Green Stage eher ruhige Töne anschlugen, gab eine Band von der ersten Note an alles: Sind sie nicht zuletzt auch wegen ihrer energetischen und charismatischen Sängerin bekannt – SO hatte Skunk Anansie wohl noch niemand gesehen. Vollgas war das einzige was ging, wenn Frontfrau Skin über die Bühne tobte und mehr als dreimal in der Menge Stage-Diven ging. Es regnete Hits (u.a. Hedonism (Just Because You Feel Good) sowie Weak) und das Publikum dankte ihnen mit begeisterten Ovationen. Ein Fan dürfte sich aber seit neustem im Skunk Anansie-Himmel fühlen, drückte ihm Sängerin Skin beim Stagediving doch einen dicken Kuss auf den Mund.
Wer nun vor der Space Stage stehen blieb und sich nicht noch vor den Toten Hosen stärken ging, musste weiter alles geben, denn auch die Jungs von Billy Talent hatten Lust, mit ihren Fans den lauen Sommerabend und die Festival-Kultur zu feiern. Im Bewusstsein, in Österreich eine Fangemeinde zu haben, die sie seit dem ersten Auftritt im Flex 2004 hochleben lässt, sah man Sänger Ben Kowalewicz den Spaß sichtlich an. Die Stimme überschlug sich, die Songs des neuen Albums Dead Silence, die Hits wie Fallen Leaves, Red Flag und Devil in a Midnight Mass überrollten das Publikum und es kamen Begeisterungsstürme zurück.
Wer jetzt noch konnte, schnappte sich ein Bier, ging auf die Jagd nach g’scheitem Festival-Food und machte sich mit seinen Freunden einen Treffpunkt für später aus, denn an diesem Abend sollte sich die Gemeinde teilen – es war für alle etwas geboten. Vor der Space Stage wurde es voll und gegen 23 Uhr traten dann endlich die ersehnten Toten Hosen ihr Auswärtsspiel an – Obwohl man hier schon fast von einem Heimspiel oder zumindest einem Freundschaftsspiel sprechen konnte. Die Hosen verwandelten mit Gassenhauern wie Hier kommt Alex, Paradies, Festivalsongs wie Wünsch dir was und Tage wie diese und 25 (!) weiteren Liedern das Areal in eine „Hosen-Arena“. Getoppt wurde die Stimmung nur noch durch Cover-Versionen von The Clashs Should I Stay or Should I Go – bei dem Sänger Ben Kowalewicz und Ian D’Sa von Billy Talent mit auf der Bühne standen – sowie dem spitzfindigen Cover des Ärzte-Songs Schrei nach Liebe.
Während es an der Space Stage also brodelte und vor 23:30 Uhr die Hosen auch vor der Green Stage unüberhörbar waren, brandete ab 23:30 Uhr ein ganz anderer Klang über die Bühne. Denn es wurde nicht nur dunkel, sondern es wurde gleich schwarz. Die Stimmung kippte in ein kühles Schwingen und Wispern, bis der Meister und seine böse Saat die Bühne betraten und ein ganz eigenes Festivalgefühl verbreiteten. Wohliges Schaudern ist wohl der richtige Ausdruck für das was den Zuhörer und Zuschauer überkommt, wenn es um die Musik und Performance von Nick Cave and the Bad Seeds geht. Den Fans gab er alles und hielt sich vermehrt am Bühnenrand mit den Händen in den Wogen auf. Augen zu und treiben lassen – dann war das Festival plötzlich bei Songs wie We No Who U R und Deanna ganz weit weg.
Das Frequency 2013 ist zu Ende. Gröhlend fuhren die einen, schwebend die anderen nach Haus. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Der Termin ist fix. Wir sehen uns vom 14.-16.08.2014 in St. Pölten!
<<alle Fotos: Alexander Blach (mit besten Dank vom Team!)>>