Dungeons & Dragons: Chronicles of Mystara
Spielhallen, sofern man noch welche findet, sind heutzutage ein trauriger Anblick und wirken eher wie Spielfriedhöfe. Mitte der 90er jedenfalls waren die lauten grellen Arcade-Game-Ansammlungen auf einem Höhepunkt und ein Blick zurück zeigt, dass sich nicht jedes erfolgreiche Genre dieser Zeit bis heute gehalten hat.
Sehr populär waren damals zum Beispiel sogenannte „Brawler“ (z.B. Final Fight, Streets of Rage) – besonders mit Fantasy-Settings ließen sich aber die Münzen aus den Taschen der Jugend locken. Als einer der größten Spiele-Entwickler dieser Epoche ging diese Tatsache auch an Capcom nicht unbemerkt vorbei und so hatte man schon mit The King of Dragons ein passendes Spielerlebnis abgeliefert. Bald darauf entschloss man sich aufgrund des Erfolgs zukünftige Spiele mit einer offiziellen Dungeons & Dragons Lizenz auszustatten und schickte sich an, zwei Brawler zu entwicklen, die ohne Frage bis zum heutigen Tag den Zenit dieser Spielegattung darstellen und nun, nach vielen Jahren im obskuren Raritätenkabinett für alle Konsolen, als neuer Release herausgekommen ist.
Dungeons & Dragons: Tower of Doom und Dungeons & Dragons: Shadow over Mystara zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie mit Arcade-Konventionen brechen und das lineare, auf Geschick-basierte Gameplay mit interessanten Komponenten anreichern, die man sonst nur aus Rollen- und Abenteuerspielen kennt. So können die Spieler aus verzweigten Wegen wählen, Erfahrungspunkte und Geld sammeln, versteckte Ausrüstung finden und sogar das einer oder andere Rätsel hat sich im Gameplay eingeschlichen. Diese Elemente bleiben natürlich stets im Hintergrund und ändern den Spielablauf nicht entscheidend, aber sie bieten gerade die Abwechslung, die den meisten Genre-Vertretern oft fehlt.
Natürlich muss man bedenken, das Arcadespiele damals mit ganz anderen Zielen entwickelt wurden: Da ging es nicht um möglichst langen Spielspaß zu schaffen, sondern schlicht und einfach darum, dem Spieler möglichst viele Münzen aus der Tasche zu locken. Im virtuellen Re-Release ist das ein Aspekt der bedeutungslos wird – weshalb sich Portierungen oft als fade Angelegenheit herausstellen. Dankenswerterweise hat man in diesem Fall aber kein Mühen gescheut und um die Arcade-Emulation herum ein unterhaltsames System aus Achievements und freischaltbaren Extras aufgebaut. Zusammen mit den ohnehin schon ungewöhnlichen Gameplay-Feinheiten entsteht dadurch ein Paket, daß in dieser Form durchaus zeitgemäß und unterhaltsam bleibt. Man mische noch einen soliden Online-Modus dazu, in dem bis zu vier Spieler sich zusammen durch die Welt von Mystara prügeln und das Erlebnis ist perfekt.
Über die Jahre war es schwierig an diese Titel heranzukommen und so ist der Release nun für Freunde klassischer Arcade-Unterhaltung eine erfreuliche Nachricht. Wer die Spiele noch nicht kennt, dem seien sie als absolute Genre-Höhepunkte der damaligen Zeit wärmstens ans Herz gelegt.
Plattform: PS3 (PSN, Version getestet), Xbox 360 (XBLA), Wii U (eShop), PC, Spieler: 1-4 (Co-Op, online), Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 18.06.2013