PressStop: Big Sean feat. Nicki Minaj
Big Seans Single zu Dance (A$$) verspricht mit dem Titel eigentlich schon ein unglaublich niveauloses Exemplar seiner Gattung zu sein. Und dennoch überrascht die Nummer. Denn nicht einmal ein so plumper Name kann dem, was 3:51 Minuten füllt, gerecht werden…
Nicht, dass Big Sean nicht ein Mann großer Worte wäre, womöglich ist er in seiner Freizeit ein großer Literat und Hobby-Poet, aber man hat ja für so einen Song nur begrenzt Zeit um sich mitzuteilen und sein Anliegen an den Mann zu bringen. Also nicht lange gefackelt, sondern gleich zur Sache kommen: Ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass ass. Und das 21 Mal – falls es jemand nicht verstanden hat, denn wie das im Leben so ist, nicht jeder kann so wortgewandt sein, wie Sean selbst. Man muss also sichergehen, dass auch jeder versteht, wovon hier geredet wird. Ass, übrigens, zur Info.
Eigentlich könnte man hier schon aufhören, denn der im Titel angekündigte Dance-Part ist – Überraschung – nicht wirklich das Thema. Man hätte das Werk auch Ode an das Gesäß nennen können, was völlig gerechtfertigt wäre, sagt ja niemand etwas gegen das Gesäß an sich. Dann aber wiederum hätten wir das Problem, dass natürlich nicht jeder den großen Dramen und Epen zugetan ist. Und schließlich will man ja jeden erreichen. Also:
[alert type=“music“]Wobble-dy wobble-dy wa wobble wobble
I’m st-stacking my paper my wallet look like a bible
I got girlies half naked that shit look like the grotto
How your waist anorexic and then your ass is colossal[/alert]
Gott sei Dank, einmal kein Aufruf zum Saufen. Das wäre auch viel zu 2010. Aber wie wär’s mit ein bisschen Magersucht? Nur dem Hintern zuliebe, versteht sich. Dass der Song nach den ersten Zeilen ein bisschen beleidigend auf Frauen wirkt, will natürlich keiner, also schnell noch eine Frau mit ins Boot geholt (weil, wir wollen ja wirklich jeden erreichen), die alles vorher gerappte nicht nur bestätigt, sondern noch einen draufsetzt.
[alert type=“music“]Somebody point me to the best ass-eater
Tell ‚im „Pussy clean!“ I tell them „Pussy squeaky!“
Niggas give me brain ’cause all of them niggas geeky If he got a mandingo, then I buy him a dashiki
And bust this pussy open in the islands of Waikiki
Kiss my ass and my anus, ’cause it’s finally famous[/alert]
Danke dafür, Nicki Minaj, das ist außer wahnsinnig anspruchsvoll und geistreich eigentlich nur widerlich und so ziemlich das Schlimmste an Lyrics der 2010er Jahre. Das lässt eine Britney Spears fast geistreich und eine Lady Gaga stilvoll wirken. Fast. Lediglich die Bitte um Hirn möchte man unterstützen, wobei auch das sinnlos wäre. Jemand der so etwas von sich gibt und damit Geld macht, hat auch kein Hirn verdient. Der Hohlraum scheint ja außerdem bereits anderweitig gefüllt zu sein.
Das Musikvideo zu Dance (A$$) (Link dazu hier) ist dann im Vergleich zum akustischen Endprodukt auch nicht mehr der Rede wert. Halb nackte Frauen, Ass, Geld, Ass, Bling Bling, Prollgehabe, Ass und eine Nicki Minaj, die, verstörenderweise, mit Baby quietsche Stimmchen, Kleinmädchen-Getue und Dackelblick gegen jegliche Frauenrechte und Emanzipation an-rappt. Halb nackt, versteht sich. Ass. Ironischerweise entpuppt sich dieser musikalische Erguss letztendlich doch als Aufforderung zum Trinken, denn angesichts dessen, was aus der Menschheit geworden ist, bleibt einem ja nicht mehr viel mehr.
Und der große Sean? Der arme missverstandene Poet glaubt immer noch hoffnungsvoll: They pay me respect they pay me in checks. And if she look good she pay me in sex (do it). Aber wer weiß, vielleicht läuft das so in seiner Welt. Wer heiß ist (und Ass hat) bezahlt Big Sean gefälligst mit Sex. Wofür fragt sich nur. Die Musik? Wenn ja, dann gehört der illegale Download ab sofort gefördert.