Harodim – Nichts als die Wahrheit
Ein ungewöhnlicher österreichischer Film mit Starbesetzung, der wie ein Theaterstück für drei Personen inszeniert wurde und Tatsachenberichte einblendet. Produziert von der RedBull-Tochterfirma Terra Mater, die eigentlich eher Dokumentationen denn Thriller herstellt. Infragestellen der Medien, Suche nach der Wahrheit und Rache sind die drei Hauptthemen, die während der Filmdauer überwiegen.
Worum es geht, ist schnell berichtet: Lazarus Fell (Travis Fimmel), ein ehemaliger Navy SEAL, täuscht seinen Tod vor, um nach dem Mörder seines Vaters Salomon zu suchen. Salomon Fell, dargestellt von Peter Fonda, wurde laut Lazarus‘ Wissen bei dem Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 getötet. Der Unterschlupf ermöglicht es Lazarus, unentdeckt zu bleiben und er findet nach fünfjähriger Suche auch den vermeintlichen Drahtzieher des Attentats.
Michael Desante verkörpert praktisch den Paradeterroristen Osama Bin Laden – so sicher ist es aber nicht, da der Terrorist nie mit Namen angesprochen wird. Vielmehr geht es um ein Gespräch zwischen Lazarus und dem Terroristen, der ihm einiges über die Verbindungen und Entstehung der Al Qaida berichtet. Die Absicht des Ex-Navy Soldaten ist klar: Er will Rache für den Tod seines Vaters und die Wahrheit.
Alles spielt sich auf engstem Raum ab, oberhalb einer Zugstrecke in einem Tunnel. Diese Szenen wurden in Wien gedreht, könnten aber genauso gut in einer anderen Stadt entstanden sein. Damit die Sache der Entführung und Festhaltung eines der gefährlichsten Terroristen der Welt glaubhafter wird, installiert Lazarus in den Räumlichkeiten codegesicherte Alarmvorrichtungen, die bei falscher Betätigung ausgelöst werden und somit ein Entkommen des Terroristen verhindern sollen.
Nach der anfänglichen Begeisterung für den Raum wirkt dieser dann leicht beengend. Eine gewisse Auflockerung ensteht mit den Einblendungen verschiedenster Videos (Osama bin Laden, hungernde Kinder, 9/11, usw). Hervorzuheben ist die Art der schauspielerischen Darbietung: sehr viele Gesichts-Nahaufnahmen, abrupte Bewegungen des Kidnappers und abwechslungsreicher Redefluss. Selbst an Spannung fehlt es nicht und die Inszenierung dieser findet auch vor allem auf der Wortebene statt. Flackerndes Licht oder Kameraaufnahmen von Lazarus selbst unterstreichen die Wortgefechte. Ein Thriller, der zum Nachdenken anregt, hegt man ebenfalls oder immer noch 9/11-Verschwörungstheorien. Ein Thriller, der in so einer Form nicht häufig zu finden ist. Und ist wirklich nichts so, wie es scheint?
Regie und Drehbuch: Paul Finelli, Darsteller: Peter Fonda, Travis Fimmel, Michael Desante, Filmlänge: 90 Minuten, Kinostart: 08.11.2012