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Resident Evil 6

4
Action

Die „Resident Evil“-Reihe ist eigentlich schon lange nicht mehr das, was sie einst war. Erneut bemühen sich die Macher mit „Resident Evil 6“ der Serie einen neuen Hauch Einfallsreichtum zu verleihen, mitsamt der Ambition, die Ursprünge zu bewahren. Der Handlungsansatz wirkt auf den ersten Blick schon mal vielversprechend. Das gewohnte Habitat wurde bereits im vierten Teil verlassen und Raccoon City gehört längst einer schrecklichen Vergangenheit an, die Ereignisse hallen jedoch nach wie vor als traumatische Erlebnisse in den Gedächtnissen der Protagonisten nach. Anstatt jedoch neue Geschichten aus Raccoon City zu erzählen (immerhin müsste es ja noch einige andere Menschen geben, die die ursprüngliche Zombie-Katastrophe überlebt haben und eine eigene Geschichte haben), konzentrieren sich die Macher lieber weiterhin auf die altbekannten Figuren.

Doch geben Chris Redfield, Leon Kennedy und Kohorten wirklich genug Potenzial her, um neue, spannende und gleichzeitig atmosphärisch dichte Geschichten zu erzählen? „Resident Evil 6“ bietet dem Spieler drei Haupthandlungen, die sich nochmals auf jeweils zwei Figuren aufteilen (kombiniert aus einem bekannten Charakter eines früheren Teils und einem Neuen), die sich an bestimmten Punkten überschneiden und letztlich einen größeren Zusammenhang bilden. Während vor allem Leon Kennedys Geschichte durch eine dichte Atmosphäre punktet und trotz schwachen Dialogen zumindest Spannung aufbaut und für gelungene Szenen sorgt, stellt sich bei Chris Redfields und (Albert Weskers Sprössling) Jakes Geschichte schnell heraus, dass es nur plumpe Action ist.

Eine haarsträubende und bis ins extreme übertriebene Actionsequenz reiht sich nahtlos an die nächste an und soll darüber hinwegtäuschen, dass es keinerlei originelle Handlung oder fesselnde Spannung gibt. Während Leons Geschichte sich zumindest bemüht einen inhaltlichen Zusammenhang aufzubauen, wird dieses Konzept von den anderen beiden Handlungen schnell über den Haufen geworfen. Denn die Geschichten sind derart billig und einfallslos, dass das zugrundeliegende Spielprinzip auf schmerzhafte und im Endeffekt langweilige Art und Weise bloßgestellt wird. Man rennt durch die Gegend, tötet Monster, läuft etwas weiter, ein bisschen (lächerlicher) Dialog, ein Schalter umgelegt oder Gegenstand aufgehoben und dann tötet man noch mehr Monster.

Die schlauchartigen Levels tragen ihr übriges dazu bei, dass der Spieler (vor allem jene, die von weitaus mitreißenderen Actionspielen verwöhnt sind) schnell das Interesse verliert. Angst und Spannung wurden gnadenlos zugunsten übertriebener Action geopfert und einem weiteren, gerade für Survival-Horror Spiele eher fragwürdigen Feature, nämlich dem Multiplayermodus. Es ist zwar irgendwie ein netter Gedanke, den Horror der Zombieapokalypse zu zweit oder sogar mit bis zu vier Spielern zu erleben, doch letztlich stellt sich die Frage: entfaltet sich Angst nicht am besten, wenn man alleine ist?

 

Doch darauf kommt es „Resident Evil 6“ ja letztlich ohnehin nicht mehr an, ist es doch nichts weiter als ein simples Actionspiel geworden. Doch davon gibt es weitaus bessere auf dem Markt, als die neue Instanz der bekannten und nach wie vor (überraschend) erfolgreichen Serie. Aber es gibt dennoch zumindest einige positive Aspekte zu erwähnen: Vor allem das Gameplay wurde großteils flüssiger gestaltet, was aber dennoch einen bitteren Nachgeschmack hat, denn was hier als Neuerung angesehen wird, nämlich dass man sich während dem schießen auch bewegen kann, ist in anderen Spielen längst Usus.

Somit lässt sich sagen, dass „Resident Evil 6“ zum einen kein richtiger Survival-Horror mehr ist und zum anderen als Actionspiel weit hinter der Konkurrenz hinterherhinkt. Trotz allem muss man eingestehen, dass der Handlungsaufbau und die Verknüpfung der drei Geschichten gut gelungen sind und auch das Aufeinandertreffen der Hauptfiguren zu gefällt. „Resident Evil 6“ schafft es aber leider erneut nicht, an die Ursprünge der Serie anzuknüpfen und gleichzeitig so viele Neuerungen einzubauen, dass man von einer gelungenen Fortsetzung sprechen kann. Dennoch gibt es sehr interessante Ansätze, die schon in die richtige Richtung gehen, jedoch besser ausgearbeitet werden müssten.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1-2, 2-4 (online), Erscheinungsdatum: 02.10.2012