Am Anfang war das Licht
Mit Am Anfang war das Licht wagt sich der Ö3-Filmkritiker und gelernte Filmemacher Peter-Arthur Straubinger in bis dato unerforschtes Gebiet vor: „Prana“, die sogenannte Lichtnahrung, soll für manche Menschen anstelle fester Nahrung dienen. Jene Individuen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihnen stehen nun im Zentrum dieser mit dem Prädikat „Besonders Wertvoll“ ausgezeichneten Dokumentation.
Die Floskel vom „Leben von Luft und Liebe allein“ ist gerade jetzt im Frühling wieder vermehrt zu lesen und zu hören, Regisseur Straubinger erweitert diese quasi mit seinem frisch auf DVD und Blu-Ray erschienenen Filmdebüt um den Begriff „Licht“. Mit einem Rückgriff auf eigene, erste Erfahrungen mit der Thematik wird der geneigte Zuseher in die phantastische Welt der indischen Yogis, russischen Matrjoschka-Puppen und dehydrierungsresistenten Radikalfasten-Jünger geworfen.
Das Umschreiben physikalischer Gesetze, ein damit radikales Umdenken innerhalb der uns bekannten Schulmedizin und ein wissenschaftlich belegbares Aufzeigen von spirituellen Energien wären nur die ersten Auswirkungen, könnte man tatsächlich nachweisen, dass es Menschen gibt, die allein von „Lichtnahrung“ leben. Dehydrierung, Nährstoffmangel, Stoffwechselprobleme – für illustre Figuren wie den seit 70 Jahren weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich nehmenden Yogi Prahlad Jani, den ebenfalls nur von Licht lebenden und zudem übergewichtigen Hira Ratan Manek oder auch den Chemiker Michael Werner kein Thema. Mit der richtigen Einstellung bzw. der entsprechenden Motivation – hier etwa spirituelle Erleuchtung oder besseres Wohlbefinden – bleiben lediglich Probleme mit der Verwendung von Küche und Esstisch übrig. Auch der Tod einiger überzeugter Lichtfastenjünger wird anfangs erwähnt, allerdings weichen „ernsthafte“ Inhalte schon bald Einstellungen von durch Blumenwiesen laufende Alpenyogis und QiGong praktizierenden Mönchen in nebelverhangenen Bergklöstern, was den Titel „schlechter als Doku getarnter Fantasyfilm“ (© Science Busters) noch zusätzlich unterstützt.
Während Straubinger die Protagonisten von Am Anfang war das Licht ihre teils abstrusen Geschichten bzw. Erfahrungen lässt, streut er auch in rasantem Tempo Wissenschaftler, Ärzte und (Meta-)Physiker ein, welche mit zunehmender Filmdauer augenscheinlich ihre Skepsis abbauen bzw. diese nur noch in Allgemeinplätzen äußern können. Zu Wort kommen schließlich nur noch in ihren jeweiligen Gebieten höchst umstrittenen Professoren bzw. Doktoren, welche der Film natürlich nicht als solche darzustellen möchte. Auch so manch kleiner, manipulativer Montagetrick wie etwa eine unkommentierte Aufnahme des „Large Hadron Collider“- Teilchenbeschleunigers in Cern zwischen zwei Interviewsequenzen oder Straubingers kurz filmisch festgehaltene Recherchearbeit mittels Wikipedia lassen den aufmerksamen Zuseher schwer schlucken.
So gern man über Straubingers gezeigt Inhalte auch ungläubig den Kopf schütteln kann (und bereits hat), so sehr darf man zumindest die damit einher gehende Wirkung auf das Kinopublikum bestaunen: mit mehr als 100.000 Besucher gilt der Film als erfolgreichste Dokumentation im Jahr 2010 und zeigt damit einmal mehr auf, wie leicht es sein kann, mit sinnentleerten Grundannahmen wie „Es gibt Menschen, die sich nur von Licht ernähren. Glauben Sie das?“ beim Publikum große Erfolge zu erzielen. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema zeigt sich aber auch in prekärer Weise bei der Einstufung der österreichischen Filmbewertungskommission. Durch das Prädikat „Besonders Wertvoll“ ist der Film für Schulvorstellungen freigegeben worden, was angesichts der manipulativen Inhalte als schlicht unverantwortlich anzusehen ist.
Regie & Drehbuch: P. A. Straubinger, Laufzeit: 97 Minuten, DVD-Release: 18.03.2011
Gewinnspiel!
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(Das Gewinnspiel endet am 03.04.2011. Die Gewinner werden per Facebook verständigt.Über das Gewinnspiel kann kein Schriftverkehr geführt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)