Bravely Default
Final Fantasy-Titel sind rar geworden. Nicht zuletzt mag dass daran liegen, das neue Sequels neuerdings völlig willkürlich in Bravely Default umbenannt werden und somit schnell unter dem Radar der Fangemeinde verschwinden.
Entwickelt als Sequel zum DS-Titel Final Fantasy: The 4 Heroes of Light hat man aber irgendwann während der Entwicklung beschlossen, dass der offizielle Final Fantasy-Titel nicht zur Richtung des Spiels passt. Dies bedeutet also, dass Bravely Default einfach dem klassischen Erfolgskonzept zu ähnlich ist, während die offizielle Final Fantasy-Marke eher dafür steht, die Fans mit kaum funktionierenden Innovationen zu entfremden.
Storymäßig sieht man sich zu Beginn mit Standardkost konfrontiert: Ein Protagonist mit Gedächtnisverlust, ein zerstörtes Heimatdorf, eine naive religiöse Ikone, etc. – kaum ein Element, das man nicht schon irgendwo zuvor gesehen hat. Erst nachdem in klassischer Manier und nach vielen Stunden die vier „Kristalle der Welt“ aufgeweckt worden sind offenbart sich, weshalb man unbedingt Naotaka Hayashi als Szenarioschreiber bemühen wollte, welcher sich vor allem mit dem wirren Zeitreise-Abenteuer Steins;Gate einen Namen gemacht hat. Nur soviel: Nicht jeder wird der Wendung mit Enthusiasmus begegnen.
Tatsächlich findet der Fan abseits der Story alles, was er von der klassischen Final Fantasy-Formel gewohnt ist: Vom Klassensystem zu den Magie-Namen bis hin zu altbekannten Items: Kaum ein Element erinnert nicht in irgendeiner Weise an vergangene FF-Episoden. 26 Klassen gibt es im Spiel zu ergattern, von denen die meisten optional sind und somit fleißige Entdecker-Naturen belohnen. Die taktischen Möglichkeiten sind vielzählig und werden im Laufe des umfangreichen Abenteuers vollständig ausgereizt. Das Spiel bietet vor allem im späteren Ablauf ungewöhnlich harte Hindernisse, die nur überwunden werden können, wenn man sich genau mit den zum Einsatz kommenden Systemen beschäftigt.
Auch an interessanten Neuerungen wird nicht gespart und so bietet Bravely Default einige Features, die man so in JRPGs noch nicht gesehen hat. Es lohnt sich zum Beispiel, eine umfangreiche 3DS-Freundesliste zu betreiben, denn von seinen Freunden kann man sich alle erlernten Skills einfach ausborgen. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, Freunde als „Summon“ zu rufen und so mit besonders hartnäckigen Gegner aufräumen oder per Streetpass-Feature Dorfbewohner für die im Aufbau befindliche Heimatstadt zu rekrutieren. Kurz gesagt: Das Rundherum ist sehr gut auf das 3Ds-System ausgerichtet und liefert somit nochmal eine gehörige Portion Mehrwert.
Wer wegen Story oder Spielsystem gekommen ist, bleibt letztendlich aber wegen der Präsentation. Die Qualitäten die hier offenbart werden, lassen jeden Konsolenbesitzer vor Neid erblassen: Detaillierte, handgezeichnete Umgebungen beeindrucken im nahtlosem Übergang in 3D und auch der Soundtrack bleibt in Erinnerung. Die Sprachausgabe ist sowohl in Englisch als auch in Japanisch verfügbar, die englische Sprachausgabe ist allerdings zur Abwechslung mal erträglich und liefert sogar das eine oder andere Highlight. Da hat sich Nintendo einmal mehr großes Lob verdient – das dieser SquareEnix-Titel auch in den Westen gekommen ist, hat man vor allem dem japanischen Mario-Macher zu verdanken.
Bravely Default ist ein perfekter Abschluss für ein Jahr, in dem der 3DS wie kaum ein anderes System regelmäßig mit Blockbustern versorgt wurde. Man kann nur Hoffen, dass auch in Zukunft weitere Titel wie dieser ihren Weg in unsere Breitengrade finden werden.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 06.12.2013