One Battle After Another (c) 2025 Warner Bros. Pictures(4)

One Battle After Another

10
Polit-Thriller

Wenn Paul Thomas Anderson einen neuen Film macht, ist immer was los. Der Autor und Regisseur hat sich mit seiner nun 10 Werke umfassenden Filmografie – Tarantino, schau, es geht – eine eigene Nische geschaffen, die ihn als einen der bedeutendsten Filmemacher unserer Zeit ausweist. Dabei hat er es sich nie auf dem Regiestuhl bequem gemacht, in dem er sich etwa auf ein Genre festlegte. Eigentlich, so könnte man sagen, erfindet sich Anderson selbst mit jedem seiner Filme neu. Mit seinem neuen Werk, One Battle After Another, geht er einerseits wieder neue Wege und kommt am Ende doch irgendwie bei sich selbst am Anfang heraus.

Viva La Revolución

Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) ist Teil der linken Terroristenorganisation French 75, die von der charismatischen Perfidia Beverly Hill (Teyana Taylor) angeführt wird. Mit ihr führt Bob eine ebenso leidenschaftliche wie destruktive Beziehung. Perfidia wird schwanger. Nach der Geburt kümmert sich Bob mit Hingabe um das Kind, während es Perfidia bald wieder hinaus zu ihrer Truppe zieht. Bei der nächsten Aktion wird sie von der Polizei hops genommen. Sie geht einen Deal zum Zeugenschutzprogramm ein, eingefädelt durch den fiesen Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn). 16 Jahre später, lebt Bob mit seiner Tochter (Chase Infiniti) im Verborgenen in der Pampa. Er ist schwer paranoid und in Sorge, dass die Vergangenheit ihn und seine Tochter doch noch einholen könnte. Nicht zu Unrecht, denn der fiese Colonel sieht nun seine Zeit gekommen, um mit der Vergangenheit aufzuräumen.

Das Ensemble spielt groß auf

One Battle After Another ist lose basierend auf dem Roman Vineland von Thomas Pynchon. Es ist somit nach Inherent Vice (2014) bereits die zweite Pynchon-Verfilmung an die sich Regisseur Paul Thomas Anderson wagt. Pynchons Stoffe galten stets als unverfilmbar. Zu verwoben, zu dicht, zu vielschichtig wirkten seine Werke. Während Inherent Vice seinerzeit von Presse und Publikum gemischt aufgenommen wurde, scheint One Battle After Another nun ein Volltreffer zu werden. Zumindest die Presse jubelt bereits allerorts.

Zu Recht. One Battle After Another ist vielschichtig, tiefgründig und packend auf Zug inszeniert. Bei einer Laufzeit von knapp über 160 Minuten, kommt hier keine Zeit für eine Atempause vor. Der Film lässt sich kaum in ein Genre packen, besteht aus Anteilen von Politthriller, Actionfilm, Film Noir und grotesker Komödie. Die Musik von Johnny Greenwood passt sich großartig an die Bilder an. Es ist bereits die fünfte Zusammenarbeit zwischen Anderson und Greenwood. Sie sollte ihm die nächste Oscar-Nominierung einbringen. Mindestens.

 

Oscarwürdig spielt auch das Ensemble. Leonardo DiCaprio zeigt uns zwar nichts, was wir nicht schon von ihm kennen würde, aber er füllt seine Rolle absolut souverän aus. Es ist allerdings Sean Penn, der sich im vergangenen Jahrzehnt leider immer mehr in Richtung Bedeutungslosigkeit gespielt hat, der hier voll auftrumpfen kann. Den ultrarechten Colonel Lockjaw spielt Penn gleichermaßen zwischen Comic-Bösewicht und grauenhafter Intensität pendelnd. Was immer Benicio Del Toro in diesem Film macht, bzw. was er hier spielt, bleibt Benicio Del Toros Geheimnis. Aber es ist schön, dass er dabei ist. Die erste halbe Stunde des Films gehört jedoch voll und ganz der Sängerin Teyana Taylor, der, ebenfalls wie Penn, eine Nebenrollen-Oscar-Nominierung sicher sein sollte.

Am Ende von One Battle After Another kehrt Anderson zu seinen Wurzeln zurück. Das Setting und die Stimmung erinnern an seinen frühen Wüsten-Thriller Hard Eight. Es ist auch der letzte Akt, der im Drehbuch ein paar Unebenheiten erkennen lässt, wo Logik dann der höheren Dramaturgie des Ganzen weichen musste. Das sind allerdings kleine Schönheitsflecken, die keinerlei Auswirkung auf das Gesamterlebnis haben.

One Battle After Another ist ein Brett. Und ein ganz seltener Glücksfall für das Kino, wie es ihn einfach nicht allzu oft zu sehen gibt. Paul Thomas Anderson ist hiermit ein weiteres Meisterwerk in seiner Filmografie gelungen. Wahrscheinlich sein erstes richtiges seit There Will Be Blood (2007). Wird fix jedes Jahres-Ranking 2025 anführen.

Regie und Drehbuch: Paul Thomas Anderson, basierend auf einem Roman von Thomas Pynchon, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Chase Infiniti, Teyana Taylor, Benicio Del Toro, Regina Hall, Filmlänge: 161 Minuten, Kinostart: 26.09.2025

One Battle After Another

One Battle After Another (c) 2025 Warner Bros. Pictures




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