Mario Kart World
Mario Kart ist seit Anbeginn der Zeit eines der stärksten Pferde im Nintendo-Stall. Und trotzdem ist es seit 30 Jahren das erste Mal, dass ein Ableger der Reihe einen Nintendo-Launch einläutet. Eine neue Konsole, ein neues Spiel-Paradigma. Kann Mario Kart World trotz dieser gigantischen Verantwortung überzeugen? Zunächst mal sei gesagt, Mario Kart ist Mario Kart und bleibt Mario Kart.
Wer sich angesichts der Spiele-Präsentation davon überzeugen hat lassen, dass diesmal alles anders wird, der hat weit gefehlt. Wenn man das Spiel startet, findet man gewohnte Menüs, ist weiterhin innerhalb einer halben Minute im ersten Cup und teilt im gewohnten Chaos Gerechtigkeit in Form von blauen Panzern aus. Alles sieht schick aus, der Soundtrack stimmt, man könnte fast die große Neuerung des Titels übersehen: Rennen werden nun in einer riesigen zusammenhängenden Welt ausgetragen.
Warum die Gameplay-Formel noch immer funktioniert
Das ist auch in den normalen Cups zu merken, da man nicht nur die Rennstrecken absolviert, sondern dazwischen auch über die Straßen auf dem Weg zur nächsten Rennbahn fegt. Jene Straßen sind es, die im direkten Vergleich mit den spektakulären Rennstrecken ein wenig langweilig wirken, aber am Ende unterstreicht das dann das Spektakel, das den Spieler auf der echten Rennbahn erwartet, und bietet zwischen den Höhepunkten ein wenig Zeit, um einen Spannungsbogen aufzubauen.
Wo die große Welt mit hunderten Straßen dann wirklich notwendig wird, ist beim neuen Kernstück von Mario Kart World: Knockout Tour. Anders als bei den regulären Cups, die sich ständig mit dem Sieges-Prozess unterbrechen, ist Knockout Tour ein 15 Minuten langes durchgehendes Spektakel. Im Grunde von einem Ende der Welt zum anderen ist hier die neue gigantische Welt im vollen Einsatz. Nach jedem Streckenabschnitt werden die letzten 4 Teilnehmer heraus gekickt, wodurch sich eine wirklich aufregende Spieldynamik entwickelt.
Mario Kart World: Chaos-freies Racing dank perfektem Balancing
In all dem Trubel merkt man nicht einmal, dass diesmal bis zu 24 Spieler gleichzeitig an den Start gehen. Was in einem absoluten Chaos hätte enden können, wirkt dank perfekt ausgeklügeltem Balancing wie eine Fußnote. Items, alt und neu, bieten zu jedem Zeitpunkt einen feinen Akzent, ohne den Spielverlauf in allzu großes Chaos zu stürzen. Spielerhandhabung ist hervorragend wie eh und je und spart nicht an gefinkelten Profi-Manövern, die erstmal langsam erlernt werden wollen, wie dem Springen auf Leisten oder dem Fahren an der Wand.
Open World-Gameplay: Detailarm und zäh
Nun ist es so, dass sich der Spieler, ziemlich versteckt und im Hintergrund gehalten, auch frei in der offenen Welt von Mario Kart World bewegen kann. Hier finden sich dann Extra-Missionen und versteckte Collectables. Was aber wie ein Premium-Feature klingt, ist in Wahrheit ein Rohrkrepierer. Die Welt wirkt grundsätzlich karg und detailarm, das Navigieren ist zäh und mühsam und die zahlreichen Aktivitäten bieten so gut wie überhaupt keine Belohnungen. Es ist kaum ersichtlich, was man schon erreicht hat und was nicht, und so ist das Erlebnis von Anfang bis zum Ende befremdlich und man versteht schnell, wieso Nintendo das Feature so merkwürdig aus dem Menü herausgelassen hat. Im besten Fall sieht man sich zwischen den Rennen die offene Welt mal kurz an, nur um jedes Mal erneut festzustellen, dass es eigentlich komplett sinnbefreit ist. Was die Entwickler mit diesem Feature sagen wollten, bleibt unklar, aber wenigstens hat es keinen Einfluss auf die exzellenten Rennen.
Fazit zu Mario Kart World: Alte Stärken, neue Schwächen
Mario Kart World liefert also in Sachen Rennspiel die gewohnte Qualität. Es bleibt alles simpel und einfach, gar nicht selbstverständlich in Zeiten, in denen der Begriff „Open World“ jeden Spaß aus einem Videospiel saugen kann. Einziges Manko ist, dass nicht wirklich völlig klar ist, was aus dem Titel einen Launch-Titel macht. Die Optik ist Hochglanz, die Animationen sind großartig, aber all das kennt man eigentlich auch schon vom Vorgänger. Was Nintendo wohl als Neuerung wahrnimmt, ist ein überarbeitetes Online-Konzept: Spieler-Lobbies, die nun nahtlos Voice Chat und Kameraintegration bieten, wer aber hauptsächlich alleine spielt, hat davon wenig. Mario Kart World ist das, was es auch schon auf der ersten Switch gewesen wäre: ein grundsolides, spaßiges Videospiel. Wer durchdachte Gründe braucht, sich die neue Hardware anzuschaffen, muss wohl noch ein wenig warten.