Cunning Folk (c) 2024 Adam Nevill, Buchheim Verlag(7)

Cunning Folk

In Cunning Folk erzählt Adam Nevill über die tödliche Rivalität zwischen Nachbarn und alter, folkloristischer Magie, die in den Alltag einer Familie einbricht.

Teuflische Nachbarn

Tom zieht mit seiner Familie ins ländliche England. Tief hinein in den Südwesten des Landes. Er ist der Vorstellung erlegen, seiner Frau Fiona und vor allem Tochter Gracey ein idyllisches Landleben zu verschaffen. Selbst wenn das Geld knapp, das Haus eine einzige Baustelle und seine Frau von Anfang an dagegen ist. Erschwerend hinzu kommt, dass sich der Vorbesitzer direkt im neuen Eigenheim umgebracht hat. Und keiner weiß, warum. Bis Tom die neuen Nachbarn kennenlernt. Bald wird ihm klar, dass seine Träume vom glücklichen Landleben von dem älteren Ehepaar bedroht werden. Die Schikanen und Belästigungen erreichen gefährliche Dimensionen. Und irgendwas stimmt mit diesen unheimlichen Nachbarn ganz und gar nicht.

 

Wer schon Romane von Adam Nevill gelesen hat, wird auch in Cunning Folk einige bekannte Versatzstücke und Lieblingsmotive des Autors finden. Wie in House of Small Shadows lädt er auch hier in eine zunächst als Idylle wirkende ländliche Gegend ein, die sich langsam als Hölle auf Erden entpuppt. Auch verfallene, verlassene oder schlicht unheimliche Gebäude, Häuser und Architektur spielen bei ihm stets eine große Rolle. Und natürlich der sich langsam in den Alltag schleichende Horror. Diesmal in Gestalt der Nachbarn und eines unheimlichen Waldes. Doch das Zentrum des Romans ist eindeutig der Nachbarschaftsstreit, der trotz allen Schreckens manchmal auch durchaus schwarzhumorige Züge annimmt.

Fleckig von Grünspan und mit Moos besprenkelt, könnte das Dach ein mottenzerfressener Hut auf dem Kopf eines Vagabunden sein. Seine Ränder bilden ungerade Linien vor dem Himmel; wie von einem Kind gezeichnet, dem das Lineal weggerutscht ist. Der Dachfirst ist geriffelt wie die Zähne einer alten Säge und wuchert in die Säule eines eigenartig soliden Schornsteins hinein.

In Cunning Folk kombiniert Nevill all diese Aspekte wirklich gekonnt. Man kann es vielleicht sogar zu seinen besten Romanen zählen. Die Geschichte ist rasant und konstant spannend. Der Erzählstil zieht den Leser sofort in den Bann und lässt ihn nicht mehr los. Die Figuren sind lebendig, glaubhaft und man fühlt sich ihnen Nahe (nicht den Nachbarn natürlich, aber Tom und seiner Familie). Dazu kommt, dass die signierte und illustrierte Hardcover-Edition aus dem Buchheim Verlag wieder mal eine Augenweide ist. Mit Cunning Folk ist Adam Nevill jedenfalls wieder ein enorm starker Horror-Roman gelungen, der ihn weiter als einen der besten Gegenwartsautoren seines Genres zementiert.

Cunning Folk von Adam Nevill, 384 Seiten, erschienen im Buchheim Verlag.

Cunning Folk

Cunning Folk (c) 2024 Adam Nevill, Buchheim Verlag




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