Silent Hope
Sie sind selten geworden, aber es gibt sie manchmal noch: Absolute Gusto-Stückerl japanischer Spielekunst, die nach dem Release völlig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Silent Hope ist so ein Release und demnach beachtenswert. Die Story ist wunderbar minimal gehalten: Die Welt ist still, denn alle Menschen haben das Sprechen verlernt – ein Setup, das durchaus bei anderen Genre-Vertretern Schule machen sollte. Um das zu kompensieren, gibt es leider eine Prinzessin, die in der Basis-Stadt ihren Mund nicht halten kann (über den Großteil des Spielverlaufs herrscht angenehme Ruhe).
Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Man steuert seine Spielfigur durch Dungeon-Labyrinthe, erledigt scharenweise Monster und bringt Loot im Anschluss zurück an die Oberfläche, um Equipment aufzubessern. Was daran besonders ist, ist die Finesse des Game-Designs – welches nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. So stehen zahlreiche Charaktere zur Verfügung, jeder mit seinem eigenen Gameplay-Geschmack. Das Spiel ist so ausgelegt, dass regelmäßiger Wechsel zwischen den Charakter-Klassen gefördert wird und so entfaltet sich ein Spielablauf, der über lange Strecken bei Laune hält.
Die Design-Philosophie wendet sich ab vom bekannten RPG-Einerlei und orientiert sich vielmehr an zeitgemäßen MOBAs. Jede Charakterklasse fokussiert auf einen exklusiven Gameplay-Stil – vom stupiden Tank, über den flinken Bogenschützen, bis zum hoch-technischen Magier. Beinahe jede Klasse zündet dabei ein Feuerwerk an knackigen Kombos, die den Spielspaß befeuern. Es fällt schwer einen Favoriten auszumachen, so gut ist jede Klasse abgestimmt. Charakter-Entwicklung ergibt sich aus der Kombination von jeweils drei Skills, die man beliebig aus einer breiten Palette mischen kann.
Gespielt wird vor allem um das Cooldown-Management der Akteure und deren Positionierung. Dazu gesellen sich rasend schnelle Teleports oder Stuns, je nach Klasse. Wer das alles zusammen meistert, den erwarten gewaltige Dopamin-Belohnungen für bombastische Kombos. Der Loot-Aspekt, der den Spieler alle paar Stunden mal wieder in die Basis zurückbewegt, fällt dabei sehr schlank aus und lenkt niemals vom Wesentlichen ab. Ausreichend Gestaltungspotential bieten unendliche Kombinationen an Ausrüstung, die man auftreiben kann, sodass stundenlang optimiert und experimentiert werden darf.
Silent Hope bringt enormes Sucht-Potential mit sich. Die knuddelige Anime-Optik ist sympathisch, der Soundtrack stimmungsvoll und vom Gameplay könnten vielfach größere Produktionen einiges lernen.
Plattform: Switch (Version getestet), PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 03.10.2023, Link zur offiziellen Website