Kälte
Mit Kälte erzählt Tom Rob Smith großteils spannend vom überleben und möglichen Ende der Menschheit nach einer Alien-Invasion.
Eines Tages tauchen Raumschiffe am Himmel auf. Sie geben der Menschheit eine Frist. Sie haben 30 Tage Zeit, die Antarktis zu erreichen. Mehr wird nicht gesagt, doch vielen ist klar, dass es die einzige Chance auf Überleben ist. Viele flüchten, einige schaffen es, manche bleiben zurück. Nach Ablauf der Frist ist deutlich, die Außerirdischen haben nicht geblufft. Fortan leben in der Antarktis die letzten Menschen. Wissenschaftler fassen eine gefährlichen Plan. Sie mischen menschliche und tierische DNA, um eine neue Spezies zu kreieren, die perfekt an das Leben im Eis angepasst ist. Doch die Folgen könnten sich für die verbliebene Menschheit als fatal erweisen.
Atto blinzelte ungläubig wie ein Tier, das arglos in eine Falle getappt war, ging zurück zum Ruder und wendete das Boot, weg vom Atlantik und dem romantischen Sonnenuntergang zurück Richtung Stadt.
Gleich vorweg, wer bei Kälte auf eine große Schlacht zwischen Menschen und Aliens wartet, wird enttäuscht. Darum geht es Tom Rob Smith (Kind 44) nicht. Der Mensch ist den Außerirdischen nicht mal ansatzweise gewachsen. Der Fokus liegt auf den Überlebenden und wie sie in der Antarktis zurechtkommen. Aber auch auf der neuen Spezies, die von den Menschen erschaffen wird. Smith spricht hierbei viele wichtige Themen an. Es geht nicht nur um die Zerstörung des Planeten durch den Menschen und die Frage, ob die Aliens die Erde eventuell nur vor den Menschen retten wollten (immerhin werden alle Tiere und Pflanzen verschont). Sondern es geht auch um den Übermut der Menschheit, sich in die Natürlichkeit des Lebens einzumischen. Und die Unfähigkeit, mit den Konsequenzen zurechtzukommen.
So spannend Kälte großteils auch ist, es dauert ein Weilchen, bis die eigentliche Handlung beginnt. Und immer wieder unterbricht Smith die Geschichte um die Hintergründe seiner Figuren zu erzählen. Das funktioniert allerdings nur bedingt. Zum einen zieht sich dieses Stilmittel bis zum Schluss durch, wodurch selbst gegen Ende noch neue Figuren und ihre Vorgeschichten eingeführt werden. Zum anderen erzählt er solche Vorgeschichten auch zu komplett belanglosen, nebensächlichen Figuren. Somit könnte Kälte wahrscheinlich gut einige Seiten kürzer sein, doch im großen bleibt es ein spannender Roman, der brisante Themen anpackt.
Kälte von Tom Rob Smith, 464 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.