Moon Lake
Mit Moon Lake ist Joe R. Lansdale wieder ein spannender Thriller gelungen, der auch gekonnt ruhigere Töne anschlägt und sich Zeit für seine Geschichte und ihre Figuren nimmt.
Als Daniel Russell 13 Jahre alt ist, versucht sein Vater, ihn und sich selbst zu töten. Mit dem Wagen fährt er von einer Brücke direkt in den Moon Lake. Daniel kann gerettet werden, aber sein Vater ist für immer im See begraben. Jahre später, da ist Daniel erwachsen und versucht sich als Schriftsteller, wird die Leiche seines Vaters gefunden. Doch sie ist nicht die einzige Leiche im Fahrzeug. Im austrocknenden See werden immer mehr Tote gefunden. Eigentlich wollte Daniel seinen Vater einfach nur begraben, doch in der rückständigen Kleinstadt New Long Lincoln brodelt etwas unter der Oberfläche. Daniel beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und kommt einer grausamen Wahrheit auf die Spur.
Der fast volle Mond schien auf dem Wasser zu treiben. Ich erinnere mich an seinen Glanz und die Art, wie sich die Schatten der Bäume am Seeufer zu ihm hinstreckten wie Finger aus Schokolade, die nach einem Silberteller greifen.
Joe R. Lansdale gehört ohne Zweifel zu den besten Erzählern der Gegenwart. Mal absurd und schräg, mal ernst und bodenständig, aber immer spannend und gekonnt erzählt. Moon Lake gehört definitiv zu seinen ruhigen Krimi-Thrillern. Gleichzeitig ist er, auch dank Lansdales Stil, ungemein packend. Man ist sofort drinnen in der Geschichte von Daniel Russell und sie lässt einem bis zum Ende nicht mehr los. Lansdale schafft es zudem immer wieder auch wichtige Themen in seine Romanen einzubauen. So auch in Moon Lake. Gerade Machtmissbrauch, Rassismus, Diskriminierung und Korruption sind hier stark vertretene Themen. Auf welcher Seite Lansdale steht, daraus macht er keinen Hehl und das ist auch gut so.
Das aber vielleicht beeindruckendste an Moon Lake (und vielen anderen seiner Werke) sind die Figuren. Allen voran die Protagonisten. Lansdale schreibt sie derart gut, dass sie einem sofort ans Herz wachsen. Dadurch wird man umso stärker in die Geschichte involviert. Von Anfang an fürchtet man um die Protagonisten. Möchte nicht, dass ihnen etwas zustößt. Und ist umso gebannter, wenn sie in gefährliche Situationen geraten. Lansdale zeigt mit Moon Lake einmal mehr, dass er ein Meister der Figuren ist. Und noch dazu ist ihm hier wieder ein verdammt spannender und unterhaltsamer Roman mit ernsten Themen gelungen. Bravo.
Moon Lake von Joe R. Lansdale, 464 Seiten, erschienen im Festa Verlag.