Das letzte Haus in der Needless Street (c) 2022 Catriona Ward, Festa Verlag(1)

Das letzte Haus in der Needless Street

Dees kleine Schwester Lulu verschwand vor Jahren bei einem Familienausflug. Man ging damals von Mord aus. Einer der Verdächtigen war der entwicklungsgehemmte junge Ted, doch nachweisen konnte man ihm nichts. 11 Jahre sind vergangen. Dee hat alles im Leben verloren und sinnt nun auf Vergeltung. Im festen Glauben daran, dass Ted ihre Schwester entführt hat, mietet sie sich parallel zu ihm ein, im letzten Haus in der Needless Street. Von dort beobachtet sie den seltsamen Einzelgänger, der seine Fenster vernagelt hat. Irgendetwas in dem Haus geht definitiv nicht mit rechten Dingen zu. Und die Wahrheit soll nun endlich ins Licht kommen.

Alles was ich denken kann, ist Mord, Mord, Mord … Wer würde den Vögeln das antun? Dann denke ich: Ich muss sauber machen, Lauren darf das nicht sehen.

Das letzte Haus in der Needless Street ist der dritte Roman der US-Amerikanerin Catriona Ward, und sorgte für eine Menge Aufsehen und positive Rezensionen. Eine Verfilmung ist angeblich auch in Planung. Das dürfte nicht ganz einfach werden, denn – so viel sei verraten – hier geht es vor allem um allerlei innere Prozesse, die eine Verfilmung recht sportlich erscheinen lässt. Doch das kann uns vorerst egal sein. Nun geht es erstmal um den Roman.

Er sieht mich an und sagt: „Jemanden hätte das auffallen müssen. Jemand hätte stoppen müssen, was Ihnen angetan wurde.“ „Ich glaube nicht, dass man es gekonnt hätte“, sage ich. Aber es ist schön, dass es ihm nicht egal ist.

Das letzte Haus in der Needless Street ist stilistisch höchst eigenwillig. Die Kapitel werden von den unterschiedlichen handelnden Personen meist in der Ich-Form erzählt. Nur Dees Perspektive bleibt in der Dritten Person. Eine der erzählenden „Personen“ ist eine Katze. So viel nur mal zum Schrägheitsfaktor dieser Erzählung. Man braucht – gerade am Anfang – also zumindest ein wenig an Aufgeschlossenheit und Ausdauer, um in diese seltsame Geschichte überhaupt hineinzufinden.

Erfahrene Thriller-Leser werden die eine oder andere Verknüpfung vollziehen, bevor es zur Auflösung kommt. Der tatsächliche Wendepunkt in der Geschichte wird dann aber wohl selbst für die erfahrensten Leser eine wahre Überraschung sein. Und überhaupt rechtfertigt gerade das letzte Drittel den etwas holprigen Einstieg vollkommen. Erst hier zeigt sich das wahre Gesicht der Geschichte und ihre Einzigartigkeit. Das letzte Haus in der Needless Street ist ungewöhnlicher Spannungsstoff, der lange nachwirkt – und die Leser auch fordert.

Das letzte Haus in der Needless Street von Catriona Ward, 464 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

Das letzte Haus in der Needless Street




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