Der Horror-Alligator
Liebe Freunde des anderweitigen Filmgenuss, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Heute schauen wir uns mal einen richtigen Klassiker des schlechten Geschmacks an. Und wenn ich nicht irre, ist das heute sogar eine Premiere – denn wir besprechen hier erstmals einen Tierhorror-Film. Ein Filmgenre, das wahrlich nur sehr wenige Perlen hervorgebracht hat. Der weiße Hai sagt ihr?! Horror-Alligator sage ich!
Die kleine Marisa bekommt von ihren bekloppten Eltern einen Baby-Alligator geschenkt. Bald schon hat Papa aber genug von der herumliegenden Alligatorenkacke (kein Witz!) und spült das arme Tier die Toilette hinunter. Das Alligatorenweibchen wächst von nun an in der Kanalisation von Chicago. Dort ernährt es sich vornehmlich von Hunde-Kadavern, die ein fieses Pharma-Unternehmen in der Kanalisation verschwinden lässt. Die Schweine experimentieren am Tier, um das Wachstum zu steigern. Eine Wirkung die beim Alligatorenweibchen nun zu voller Blüte kommt. Das Tier nimmt gigantische Ausmaße an und bricht aus der Kanalisation aus. Der Polizist Madison (Robert Forster) stellt sich dem Viech entgegen.
Der Horror-Alligator ist ein Tierhorror-Film aus 1980 von Regisseur Lewis Teague. Im amerikanischen Original ist der Film schlicht Alligator betitelt. Das war den deutschen Synchronstudios aber wohl nicht reißerisch genug. Also: Horror-Alligator! Regisseur Teague blieb dem 80er-Tierhorror noch ein wenig treu und drehte später die soliden, wenn auch ebenfalls leicht trashigen Stephen-King-Verfilmungen Cujo (1983) und Katzenauge (1985).
Der Horror-Alligator ist selbstverständlich in einer Reihe Rip-offs von Der weiße Hai (1975) zu sehen, wie Grizzly (1976) oder Piranha (1978). Und auch wenn all diese Filme ihre Berechtigung haben mögen – an die äußerst unterhaltsamen Qualitäten von Der Horror-Alligator reichen sie alle nicht heran. Das ist zum einen Lewis Teagues durchaus gelungener Regie zu verdanken, die den Film auch heute noch erfrischend und spannend wirken lässt. Ebenso gut gealtert kann man die Effekte bezeichnen. Bemessen am Entstehungszeitraum sind sie geradezu großartig. Mit Robert Forster hat man obendrein einen äußerst fähigen und charismatischen Schauspieler für die Hauptrolle gewinnen können. Forster wirkte im Anschluss in einigen B-Filmen in den 80er Jahren mit, bevor ihn Quentin Tarantino mit einer wichtigen Rolle in seinem Ensemble-Stück Jackie Brown (1997) einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Diese Rolle brachte Forster eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller ein und führte zu einer zweiten, späten Karriere. Im Jahr 2019 verstarb Robert Forster im Alter von 78 Jahren.
Doch zurück zum Alligator. Der zeigt ganz schön Zähne. Ganz gemäß den Regeln des Tierhorrors braucht es einige Zeit, bis wir das Viech überhaupt zum ersten Mal zu sehen bekommen. Aber spätestens ab dem Moment, als es aus dem Asphalt durchbricht (wieder kein Witz!), geht es Rambazamba. Hier werden Haxen weggeknuspert wie nix Gutes. Das Tier hat einen unbändigen Hunger und happst Opfer nach Opfer weg. Das ist mal mehr, mal weniger gut gemacht. Aber zur Freude des Publikums sehr zeigefreudig. All diese Faktoren haben Der Horror-Alligator längst zu einem Kult-Film werden lassen. Eine würdige Veröffentlichung am deutschsprachigen Markt lässt derzeit leider noch auf sich warten. Eine Okay-DVD von Laser Paradise (zusammen mit Teil 2) ist aber für wenig Geld zu haben. Eine Ansicht lohnt sich immer.
In diesem Sinne: lasst euch nicht von Krokos (oder ähnlichem) in den Arsch beißen, wenn ihr das nächste Mal auf Toilette sitzt. Und bleibt seltsam!
Der Horror-Alligator
OT: Alligator, USA, 1980, Regie: Lewis Teague, Drehbuch: John Sayles, Mit: Robert Forster, Robin Riker, Henry Silva, u.a.
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