Haus aus Salz und Tränen

Es war einmal die Insel Salten. Hier wohnt Herzog Ortun mit seinen 12 Töchtern. Doch nicht nur die Mutter stirbt nach der Geburt ihrer zwölften Tochter – auch die Kinder folgen ihr Stück für Stück. Bereits vier der Thaumas-Schwestern hat ein verfrühter Tod ereilt. Annaleigh, die nunmehr Zweitälteste, hat den Verdacht, dass das Ableben ihrer Schwestern weniger mit dem Fluch zu tun hat, den alle im Hause fürchten, als dass sich ein gemeiner Mörder auf dem Anwesen herum treibt. Doch was ist mit den Geistern ihrer toten Verwandtschaft, die sich vor allem der jüngsten Schwester Verity zeigen? Welche Rolle hat die neue junge Frau ihres Vaters, ihre Stiefmutter Morella, in dem Treiben? Und kann sie dem jungen Cassius trauen, der ihr Herz erobert hat?

Wir, das Volk des Salzes, geben diesen Körper der See zurück.

Haus aus Salz und Tränen ist ein dunkler Märchen-Roman. Es handelt sich hierbei um das Debüt der Amerikanerin Erin A. Craig. Große Anleihen hat sie dabei dem Märchen Die zertanzten Schuhe der Gebrüder Grimm entnommen. Craig schafft eine angenehme schauerromantische Atmosphäre mit hoher Spannungsdichte. Im letzten Drittel löst sich die Geschichte dann zunehmend von ihrer Inspirationsquelle und geht eigene Pfade. Dabei wird der Fantasy- und Gothic-Horror-Anteil deutlich gesteigert. Allzu unheimlich wird es aber letztlich nicht.

Ligeia hatte den freien Arm aus dem Schnee ausgestreckt, auf der Suche nach Lenore – weil sie die Welt gemeinsam mit ihr verlassen wollte, so wie sie sie betreten hatten.

Craig zeigt großes erzählerisches Talent. Ihre anspielungsreiche Geschichte – die Hälfte der Namen der handelnden Personen sind wohl von Edgar Allan Poe geliehen – hält einen in Bann. Das leicht verkitschte Ende kann man nett finden oder ihr nachsehen, ganz wie man will. Festa veröffentlicht die Geschichte passenderweise in ihrer All Age-Reihe, die sich immer mehr zu einem verlässlichen Garant für leicht anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur entwickelt. Am Cover hätte man vielleicht noch ein wenig feilen dürfen, aber das ist mosern auf hohem Niveau. Insgesamt eine fesselnde und bestens unterhaltende Lektüre!

Haus aus Salz und Tränen von Erin A. Craig, 480 Seiten, erschienen im Festa Verlag.