Last Action Hero
Liebe Freunde des seltsamen Films, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Vier Jahre später ist es nun endlich soweit – das hier ist die 100. Ausgabe meiner Kolumne des zu Unrecht verschmähten Films. Manchmal war es großartig hier, manchmal tat es auch weh … Aber zum Jubiläum kann hier selbstverständlich nur Einer stehen. Einer der verspricht immer wieder zu kommen. Und hier ist er, unsere hauseigene steirische Eiche: Der berühmte Schauspieler Arnold Topfenstrudel in seinem phänomenal gefloppten Meisterwerk Last Action Hero!
Der präpubertäre Danny Madigen (Austin O’Brien) kann wenig mit seinem tristen Dasein anfangen und flüchtet sich lieber in die Welt des Films. Am liebsten schwänzt er die Schule und sieht sich heimlich Actionfilme im Kino an. Am besten solche mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle als Actionheld Jack Slater. Dannys bester Freund ist der alternde Filmvorführer Nick (Robert Prosky). Dieser lädt Danny eines Tages ein, zu einem Testscreening des neuen Jack Slater-Vehikels um Mitternacht ins Kino zu kommen. Obendrein schenkt Nick dem Jungen eine magische Eintrittskarte, die er einst von Harry Houdini bekommen haben will. Und siehe da, die Magie wirkt! Denn schon kurz nach Start des Films, findet sich Danny in der gravitätsbefreiten Action-Filmwelt Jack Slaters wieder. Danny wird sogar dessen Partner und gemeinsam wird nun Jagd auf die Bösen Buben (u.a. Charles Dance) gemacht.
Last Action Hero entstand 1993 unter der Regie von John McTiernan. Zusammen mit Arnold Schwarzenegger hatte McTiernan 1987 Predator gedreht. Als dritter gemeinsamer Faktor dieser beiden Produktionen steht Shane Black, der das Drehbuch zu Last Action Hero (mit-)verfasste. Der Streifen kam nur eine Woche nach Jurassic Park in die Kinos und wurde zu einem kommerziellen und künstlerischem Flop. Die Kritik verriss das Werk und sehen wollten ihn auch nur wenige. Wieso denn bloß? Zum einen war die überhetzte Produktion sicher ein Nachteil – angeblich wurde noch eine Woche vor Kinostart gedreht. Vielleicht war Last Action Hero auch einfach ein bisschen zu viel des Guten. Hier wurden Action-Komödie, Kinder-Fantasy-Abenteuer, Satire und Buddyfilm-Spoof zu einer würzigen Melange verrührt. Obendrein mit einer Spielzeit von 130 Minuten versehen, ist der Film wirklich eine geballte Ladung, die man erst mal ertragen muss.
Allerdings, lässt man sich darauf ein, so wird man reich belohnt. Denn der Film ist eine ehrliche und liebevolle Hommage an die Magie des Kinos und die Welt des Films. Die oft selbstreferenziellen Szenen und das Durchbrechen der vierten Wand macht Last Action Hero zu einem echten Vorreiter in diesen Belangen. Nur drei Jahre später würde zum Beispiel Scream in der Hinsicht den Vogel abschießen – und damit einen riesigen Erfolg einfahren, der diesem Film leider nicht beschieden war. Die Action-Szenen sind hervorragend choreografiert und fotografiert. Das Tempo des Films ist schwindelerregend hoch und trotz seiner Überlänge kommt keine Zeit für Langeweile auf. Darstellerisch stehlen hier die Bösewichte den Guten ein wenig die Show. Insbesondere Charles Dance als fieser Mister Benedict liefert hier eine beeindruckende Performance ab. Doch auch Anthony Quinn, F. Murray Abrahams und Tom Noonan geben memorable Schurken ab. Generell ist der Film von vorne bis hinten mit Cameos etlicher Stars gespickt. So manche Kinoreferenz mag an jüngeren Zusehern vorbeigehen. Und ja, die Rolle von Danny nervt über weite Strecken des Films unheimlich. Und auch wenn nicht jede Pointe sitzt, kann Last Action Hero trotzdem so manchem humoristischen Volltreffer landen. Etwa wenn Danny in der Film-im-Film-Welt kopfschüttelnd auf ein Terminator 2-Plakat blickt, auf dem Sylvester Stallone statt Arnie zu sehen ist – und Schwarzenegger sagt: „Was hast du denn? Das ist der beste Filme, den er je gemacht hat!“
Fast 30 Jahre später haben die meisten Kritiker eine weitaus bessere Meinung zu dem Film. Doch trotzdem haftet Last Action Hero immer noch (zu Unrecht) der Mief einer missglückten Produktion an; und markiert leider den Anfang von John McTiernans Karriere-Niedergang. Zwar konnte er mit seinem nächsten Film, dem dritten Teil von Stirb langsam, nochmal einen ordentlichen Erfolg verbuchen. Ab dann wurde es jedoch düster (siehe Der 13. Krieger, Rollerball). Seit 2003 hat er keinen Film mehr gedreht. Derzeit arbeitet er an einem Comeback und ich wünsche ihm wirklich, dass es gelingt. Alle die noch eine kleine Überzeugung seines großartigen Talents brauchen, sollten mal wieder einen Blick auf Last Action Hero werfen. Und die wilde Fahrt genießen.
In diesem Sinne: Ein Hoch auf die vorzeitige Ejakulation und bleibt seltsam!
Last Action Hero
OT: Last Action Hero, USA, 1993, Regie: John McTiernan, Drehbuch: Shane Black, David Arnott nach einer Story von Zak Penn und Adam Leff, Mit: Arnold Schwarzenegger, Austin O’Brien, Charles Dance, u.a.
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