Crime is King
Sehr geehrte Filmfans mit gepflegter Geschmacksverirrung, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Manche Filme sind toll. Zumindest wenn sie erscheinen. Dann nagt der Zahn der Zeit an ihnen und plötzlich merkt man – so toll sind die gar nicht (mehr). Manche Filme sind Mist wenn sie erscheinen. Und mit ein bisschen Zeit kommt man drauf – Moment mal, das ist ja in Wahrheit ein ziemlich guter Streifen! Und dann gibt es noch Filme, die sind so richtiger Mist. Dann vergeht etwas Zeit und sie sind trotzdem immer noch richtiger Mist. Aber man muss einsehen – eigentlich ziemlich geiler Mist. Willkommen zu Crime ist King …
Zane (Kurt Russell) wurde eben erst aus dem Knast entlassen, da dreht er schon wieder ein Ding. Ein ziemlich Großes sogar. In Las Vegas findet nämlich gerade eine Elvis Convention statt. Zusammen mit vier anderen Kumpels, alle als Elvis-Imitate verkleidet, räumt er dort ein Casino aus. Der Überfall verläuft äußert blutig. Kopf der Bande ist der durchgeknallte Murphy (Kevin Costner), der vielleicht sogar ein uneheliches Kind des Kings persönlich ist. Einer der Elvisse geht bei dem Coup drauf. Die restlichen will Psycho Murphy danach ebenfalls abservieren. Doch Zane entpuppt sich zäher als gedacht. Und so ergibt sich eine Hetzjagd um die erbeuteten Millionen, durch die Wüste Nevadas, bei der auch die Kellnerin Cybil (Courtney Cox) und ihr kleiner Sohn eine Rolle spielen …
Crime is King ist ein Action-Thriller mit schwarzem Humor aus dem Jahr 2001. Demian Lichtenstein führte Regie bei dem im Original 3000 Miles to Graceland betiteltem Film, und schrieb auch am Drehbuch mit. Die Produktion ist bis in die Nebenrollen auffallend prominent besetzt und hatte mit 62 Millionen Dollar auch ein stattliches Budget bekommen. Dennoch geriet der Film zum Mega-Flop und war ein weiterer großer Sargnagel in den Karrieren von Kurt Russell und Kevin Costner. Auch Demian Lichtenstein brauchte fast 10 Jahre, bis er wieder einen Film drehen durfte – weiterhin mit bescheidenem Erfolg. Doch nicht nur finanziell war der Film ein Bauchfleck. Auch die professionelle Kritik zerfetze ihn. Darüber hinaus erntete er fünf Nominierungen bei der Goldenen Himbeere für den schlechtesten Film, das schlechteste Drehbuch, den schlechtesten Hauptdarsteller (Costner), die schlechteste Nebendarstellerin (Cox) und das schlechteste Leinwandpaar (Russell und Costner/Russell und Cox). Zu Recht? Nun ja …
Man kann festhalten: Crime is King ist definitiv ein Kind seiner Zeit. Also einer Zeit in der dicke Wummen, dicke Titten und Machosprüche noch ziemlich gut ankamen. Tarantinoesk nannte man solche Gangsterstreifen damals auch gerne. Da kann der arme Tarantino freilich nichts dafür, denn wirklich keinem dieser angeblichen Epigonen gelingt es auch nur ansatzweise, ein ähnliches Flair zu verbreiten, wie Quentins Filme. Das macht aber auch gar nichts. Denn wenn wir uns mal von diesem Label lösen und uns den Film vorurteilsfrei heute reinziehen, muss man sagen: Das ist ein handwerklich mehr als solider Actionstreifen, mit einem geilen Cast und einer Menge Spaß im Gepäck. Freilich ist das hier ein mieser, rein die niederen Instinkte des vornehmend männlichen Publikums stimulierender, Drecksfilm. Ihr merkt schon worauf ich hinaus möchte – also ein großer Spaß für all jene, die genau so was suchen. Und tatsächlich hat der Streifen einige Qualitäten: Schöne Bilder, eine Menge Gewalt und ein paar gute Lacher. Wirklich schlimm hingegen ist der Soundtrack. Geht gar nicht. Zwischen schlechtem Elektro-Pop und Nu-Metal fährt der Film wirklich alles auf, was um die Jahrtausendwende schlimm war. Nur Elvis hören wir kaum. War wohl subversiv gemeint.
In diesem Sinne: Das gute alte Motto „Hirn aus, Film an“ trifft selten so zu wie bei Crime is King. Keep on rockin‘ und bleibt seltsam!
Crime is King
OT: 3000 Miles to Graceland, USA, 2001, Regie: Demian Lichtenstein, Drehbuch: Richard Recco, Demian Lichtenstein, Mit: Kurt Russell, Kevin Costner, Courtney Cox, Christian Slater, u.a.
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