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Der nutzlose Mann

Yoshiharu Tsuge ist in seiner Heimat Japan ein höchst angesehener Mangaka. Mit seinen autobiografisch angehauchten Stories über prokrastinierende Männer in der Midlife-Crisis, oder der Verarbeitung surrealer bis halluzinogener (Alb-)Traumszenarien, schaffte er ein immens angesehenes und einflussreiches Werk. Trotz eines überschaubaren Outputs verkaufen sich seine Mangas in Japan immer noch ziemlich gut. Was nicht zuletzt auch an einer Reihe erfolgreicher Verfilmungen (zumindest in Japan) zu verdanken ist.

 

In Europa ist sein Schaffen noch weitgehend unentdeckt geblieben. Der Reprodukt Verlag veröffentlichte nach der frühen Story-Sammlung Rote Blüten nun auch kürzlich einen zweiten Manga von Yoshiharu Tsuge in deutscher Sprache: Der nutzlose Mann. Dieser Titel wurde z.B. bereits 2005 in Frankreich veröffentlicht und dort äußerst gut aufgenommen. Im Nachwort von Ryan Holmberg erfahren wir, dass es sich bei Der nutzlose Mann wohl um „Tsuges zugänglichsten Manga“ handelt. Die stark autobiografisch gefärbten Stories in diesem Band hängen teils zusammen und teilweise eben nicht. Im Mittelpunkt der Geschichten steht jedoch stets ein Ich-erzählender Manga-Zeichner, der seinen Platz im Leben sucht, der am liebsten aus unserer Gesellschaft verschwinden würde und ständig neue Gründe findet, warum er sich nicht seiner eigentlichen Profession – eben dem Manga-Zeichnen – widmet. Mal wird ein leeres Zimmer in einem ehemaligen Bordell gemietet – nur um dort tatenlos rumzuliegen. Dann versucht man sich als Verkäufer von Steinen oder von Fotoapparaten, um die Familie zu ernähren. Doch so richtiges Glück lässt sich hier nirgends finden. Höchstens vielleicht in der Flucht vor dem Alltag.

Die Geschichten begleitet eine stille Melancholie. Manchmal blitzt durchaus auch Humor durch, aber eben jener der sehr nah an der Tragik gebaut ist. Tsuges Schwarzweiß-Bilder sind einfach, aber effektvoll. Die oft abrupten Enden seiner Geschichten lassen einen nachdenklich zurück. Viele Worte und Bilder klingen nach. Alles in allem ist Der nutzlose Mann ein bittersüßer Manga für Erwachsene. Eine echte Alternative zum Aufgeregten und Übertriebenen, dass die meisten anderen Genre-Vertreter bereithalten. Keine leichte Lektüre. Aber eine sehr lohnende.

Der nutzlose Mann von Yoshiharu Tsuge, 416 Seiten, erschienen im Reprodukt Verlag.




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