Westlich von Rom
Ein Drehbuchautor und sein Hund kämpfen gegen den ganz alltäglichen Wahnsinn. John Fante erzählt in Westlich von Rom mit Schmerz und Humor von Leben, Liebe, Hoffnung, Sehnsucht und vielem mehr.
Ich bekam Lust, sie anzuspringen, aber ihre zusammengezogenen Augenbrauen machten deutlich, dass sie nicht in der Stimmung war für gymnastische Übungen.
Henry und Harriet Molise leben mit ihren vier erwachsenen Kindern Dominic, Denny, Tina und Jamie in einem Ypsilon-Förmigen Haus an der Küste Kaliforniens. Eines Tages liegt ein großer Hund, ein wahres Monstrum auf ihrer Terrasse. Nach anfänglichen Bedenken adoptieren sie das sture, eigenwillige Tier. Die familiären Konflikte spitzen sich immer mehr zu, die Kinder bereiten den Eltern nichts als Kummer und Ärger und zwischen den Ehepartnern kriselt es auch. Henry, geplagt von einem Magengeschwür, möchte seiner erfolglosen Karriere als Drehbuchautor entfliehen, wieder Romane schreiben und am liebsten in Italien auf der Piazza Navona sitzen und das Leben genießen. Plötzlich geschieht es und die Kinder ziehen der Reihe nach aus. Harriet und Henry sind ganz alleine im Familienhaus – und dann läuft ihnen auch noch der Hund weg.
Drehbuchschreiben war einfacher und brachte mehr Geld, diese eindimensionale Kritzelei, die vom Schreiber nichts weiter verlangt, als dass er seine Figuren in Bewegung hält. Die Formel war immer gleich: Kämpfen und bumsen.
Westlich von Rom wurde erst nach dem Tod von John Fante veröffentlicht. Überhaupt war der Autor den Großteil seines Lebens ein Geheimtipp, der erst durch die Fürsprache von Charles Bukowski einem größeren Publikum bekannt wurde. Das war für Fante sicherlich nicht immer einfach, aber es ändert zum Glück nichts an der Qualität seiner Bücher. Gewohnt humorvoll, lakonisch und auch selbstironisch schildert der Autor Alltag, familiäre Kämpfe, schriftstellerische Hoffnungen und emotionale Sehnsüchte. So hart er stellenweise auch mit seiner Familie ins Gericht geht, er spart sich selbst dabei nicht aus.
Wie treffend die süße Prophezeiung in ihren Augen, wo ich die Berge und Täler meines gesamten Lebens sah und sogar vier Kinder zählte und ein Regal voll großer Romane.
Es ist erstaunlich, wie gut Fante schreibt, denn irgendwie kommt keine der Figuren wirklich gut weg, aber gerade dadurch wirken sie alle enorm sympathisch. Die Familie Molise und ihr Hund wächst einem so stark ans Herz, man fühlt sich selbst als Teil dieser verschrobenen, aber herzensguten Bande. John Fante war ein Meister des autobiographischen Erzählens und darin ganz alltägliches und normales auf witzige, spannende Weise zu schreiben. Ein unverschämt guter Beobachter und Selbst-Beobachter, der das Gesehene und Gelebte schonungslos, aber stets unterhaltsam wiedergibt. Pointiert und treffend geschrieben mischt sich bei ihm Humor und Tragik des ganzen Lebens. Westlich von Rom beweist einmal mehr das schriftstellerische Ausnahmetalent von John Fante. Für jeden Leser ein absolutes Muss.
Westlich von Rom von John Fante, inkludiert die Erzählung Die Orgie, 216 Seiten, erschienen im MaroVerlag.