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The Haunting of Sharon Tate

Liebe Filmfreunde der abartigen cineastischen Kunst. Der heute vorgestellte Film könnte schon fast als Mockbuster gelten – also ein sogenannter Trittbrettfahrer im Schatten großer Hollywoodfilme. Denn niemand geringerer als Quentin Tarantino bedient sich ja gerade einer ähnlichen Thematik in seinem neuen Opus Once upon a time… in Hollywood. Und obwohl Ähnlichkeiten in der Herangehensweise zu vermerken sind, stehen am Ende doch zwei sehr konträre Werke nebeneinander.

Wir schreiben das Jahr 1969. Die hochschwangere Sharon Tate (Hillary Duff) kommt nach einem längeren Europa-Aufenthalt zurück in ihre Villa in den Hollywood Hills. In der Villa residieren derzeit neben dem befreundeten Paar Abigail und Pawel auch Sharons Ex- und inzwischen bester Freund Jay (Jonathan Bennett). Ebenfalls eingenistet hat sich der junge Steven, der auf dem weitläufigen Gelände campiert. Sharon beschleichen immer mehr unangenehme Gefühle und Vorahnungen dass etwas Schreckliches passieren könnte.

Wie die Geschichte weiß, sollte sie Recht behalten. Am 8. August 1969 drangen drei Mitglieder des Manson-Clans in das Gelände ein und richteten ein abscheuliches Massaker an. Der Film The Haunting auf Sharon Tate von Regisseur/Autor Daniel Farrands nimmt die Tragödie zur Ausgangslage für einen unheimlichen und brutalen Horror-Slasher. Fakt und Fiktion werden dabei rücksichtslos geschüttelt und verrührt. Dies mag wohl auch der Grund sein, dass der Film eine derart miese Rezeption in der Fachpresse erhielt. Denn den Vorwurf eines geschmacklosen Umgangs mit einer realen Tragödie, den muss sich der Film wohl tatsächlich gefallen lassen. Lassen wir jedoch solche Emotionen außen vor und betrachten das finale Produkt, muss man zugestehen dass es sich um einen hocheffektiven und formal brillant umgesetzten Horrorfilm handelt.

Ohne zu viel verraten zu wollen, auch dieser Film nimmt sich – wie sein zur gleichen Zeit entstandener großer Bruder Once upon a time… in Hollywood – recht viele Freiheiten wie das Geschehene auch anders hätte ausgehen können. Doch im Gegensatz zu Tarantino ist Daniel Farrands kein Meister der stillen Töne. Ihm geht es nicht um gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge oder Meta-Ebenen.  Sein Film ist das Drama einer hochschwangeren Frau, deren üble Vorahnungen, als hormongeschwängerter Quatsch von ihrer Umgebung abgetan wird. Die Paranoia der Hauptdarstellerin wird dabei gekonnt auf den Zuseher übertragen und der Streifen erinnert daher wohl nicht unabsichtlich an Rosemarys Baby – also Roman Polanskis effektiven Paranoia-Horrorfilm über eine hochschwangere Frau.

Man kann diese Herangehensweise ablehnen. Man darf das auch nicht mögen. Ich persönlich finde The Haunting auf Sharon Tate einen äußerst interessanten Komplementär-Film zum Tarantino-Werk. Inszenatorisch, kinematografisch und audiovisuell kann der Film voll Punkten. Die Darsteller-Riege wurde von der Presse komplett abgewatscht. Auch das verblüfft mich eher. Oscar-würdig sind die Performances wohl nicht, aber von peinlich sind sie ebenfalls weit entfernt. Leute, habt ihr alle noch nie einen wirklich schlechten Film gesehen? Wie auch immer, die Horrorfilm-Community nimmt den Streifen weitestgehend gut auf. Und wer weiß, wenn sich die Empörung über die Herangehensweise etwas gelegt hat, vielleicht erfährt The Haunting auf Sharon Tate  eine positivere Neubewertung. Wäre ihm durchaus zu wünschen.

In diesem Sinne: Verschließt eure Türen, Finger weg vom LSD und bleibt seltsam!

The Haunting of Sharon Tate

OT: The Haunting of Sharon Tate, USA, 2019, Regie und Drehbuch: Daniel Farrands, Mit: Hillary Duff, Jonathan Bennett, Lydia Hearst u.a.

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