Super Mario Odyssey
, Ein Mario-Release, das ist bei Nintendo wie das Tauf-Ritual eines Systems. Meistens passiert das nur einmal und dann bestimmt es die Richtung, die Nintendo auf dem System einschlägt, für viele Jahre.
Insofern begleitet das Erscheinen von Super Mario Odyssey natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung, ist ja der Weg, den die Serie in den letzten Jahren eingenommen hat,alles andere als linear. Zuletzt stand ja mit Super Mario 3D World klar das Casual-Publikum im Mittelpunkt. 3D-Mario-Spiele mit eher offenem Spielablauf vom Schlag eines Super Mario 64 oder Super Mario Sunshine hatten eher ausgedient, da diese Spiele deutlich mehr Finesse von Controlpad-Akrobaten erfordert und sich dieser Umstand tatsächlich in deutlich bescheideneren Verkaufszahlen niederschlägt.
Doch tatsächlich haben sich die Entwickler von Super Mario Odyssey so richtig Mühe gegeben um einen Weg zu finden, der alle Bedürfnisse zufrieden stellt. Auf den ersten Blick ist klar ersichtlich: Es steht wieder das Entdecken auf dem Programm. Die offenen Spielewelten, von denen es in etwa ein Dutzend freizuschalten gibt, belohnen die Neugier des Spieler in jeder Ecke mit Collectibles. Und trotzdem: Beim ersten Durchspielen sind viele dieser Miniaufgaben noch gar nicht freigeschalten und man findet eine beinahe lineare Struktur, die den Spieler komfortabel durch die ersten Stunden des Geschehens leitet.
Faszinierend ist an Mario vor allem der Umstand, dass ein neuer Titel immer auf dem Fundament von allem aufgebaut ist, das zuvor da war. Man sollte ja meinen, dass Mario im Laufe dutzender Iterationen längst zur Perfektion aufgestiegen ist, doch irgendwie gelingt es den Entwicklern dennoch, immer wieder noch einen kleinen Schritt weiter zu machen.
Es sind kleine Details, wie etwa der Umstand, dass Momentum nun einen Einfluss auf Mario nimmt und er so zum Beispiel schneller bergab läuft, die zusammen mit allen Verfeinerungen der Vorgänger die Serie auch weiterhin unanfechtbar auf dem Plattforming-Thron halten. Die definierende Neuerung ist allerdings „Cappy“, Marios neue Mütze, die dem ganzen Treiben sprichwörtlich die Krone aufsetzt. Einerseits erlaubt Cappy beinahe alles und jeden zu übernehmen und so dessen spezielle Fähigkeiten auszuführen.
Vom gigantischen T-Rex zum Blooper-Fisch entsteht so ein Arsenal aus kreativen Aktionen, das es in dieser Vielfalt noch nie in einem Mario-Titel gegeben hat. Während man in anderen Mario-Ablegern ein winziges Sortiment an Spezialfähigkeiten hat, tauchen hier praktisch im Minutentakt neue Fähigkeiten auf, die auch genauso schnell wieder verworfen werden. Dadurch bleibt der Spielablauf von Anfang bis zum Ende unberechenbar und es setzt nie Langeweile ein.
Andererseits reichert Cappy Marios umfangreiches Plattforming-Portfolio mit neuen Möglichkeiten an, die vor allem für Veteranen eine willkommene Bereicherung darstellen. Einzig und allein die Motion-Kontrollen, die hier und da ihren Einzug in das Gameplay finden, können ein wenig nervig sein, vor allem wenn man das Spiel unterwegs genießen möchte.
Die Levels selbst sind abwechslungsreich wie nie zuvor und sparen nicht an detailverliebten Anspielungen an vergangene Mario-Highlights. Vor allem der Soundtrack verdient eine besondere Erwähnung, dann die Tracks sind eingängig und von allerbester Qualität. Hat man das Super Mario Odyssey dann erstmal durchgespielt, gibt es noch jede Menge neue Collectibles aufzusammeln. Einzig und allein der Schwierigkeitsgrad lässt vor allem ein wenig zu Wünschen übrig: Das Spiel bleibt eigentlich durchgehen recht einfach, sodass man sich vor allem am Ende doch ein wenig unterfordert fühlt.
Doch so oder so ist Super Mario Odyssey ein wahrer Triumph für Nintendo allgemein und die Switch im Besonderen. Allein der Umstand dass man ein Spiel dieser Machart nun portabel überall herumtragen kann, muss erst ein wenig einwirken. Der Umstand, dass auf einen Mario-Release wie diesen nun eine ganze Flut an öden Mario Party, –Sport und sonstigen Spin-Offs folgen werden, ehe man in den Genuss einer Fortsetzung kommt, stimmt wehmütig.
Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 27.10.2017, Link zur Homepage