I Am Sun Mu
Sun Mu ist ein Pseudonym und heißt soviel wie “keine Grenzen”. Genau davon träumt und malt der Nordkoreanische Künstler auch, von einem vereinten, friedlichen Korea. Die Dokumentation I Am Sun Mu begleitet ihn auf dem Weg zu einer historischen Ausstellung in China, die aber droht seine Identität auffliegen zu lassen und damit sich und seine Familie in Gefahr bringt.
Denn Sun Mu lebt (natürlich) längst nicht mehr in Nordkorea, dort wäre seine Kunst längst verboten und er selbst vermutlich tot. Mit ein Grund, wieso er, selbst wo er nun in China lebt, seine Identität geheim hält, denn seine Eltern und Verwandten leben noch in Nordkorea und er fürchtet, dass ihnen etwas passieren könnte, wenn herauskommt, wer er ist. Adam Sjöberg folgt dem Künstler Sun Mu und spricht mit Familie, Freunden und Unterstützer seiner Kunst, während der Maler selbst natürlich auch zu Wort kommt, aber stets im wahrsten Sinne des Wortes im verborgenen bleibt.
In seinen Gemälden verarbeitet Sun Mu nicht nur seine eigene Biographie, wie zum Beispiel seine Flucht aus Nordkorea, sondern auch seine Ansichten zu Land, Politik und Menschen, in teils rotstichigen bis hin zu farbenprächtigen Bildern, die allesamt eine enorme Atmosphäre und Dichte aufbauen und in denen man sich leicht verlieren könnte. Um sowohl den Zeichenstil als auch die Bilder plastisch bzw. filmischer darzustellen, bedient sich Sjöberg der Animation und lässt die Gemälde damit quasi zusätzlich zum Leben erwachen. Ein durchaus geschicktes Stilmittel, auch wenn es nicht immer notwendig gewesen wäre, denn das Leben und Arbeiten des Protagonisten bietet weitaus genug Spannung und Dramatik, ohne es künstlich in den Film einzubauen.
Bei einem Dokumentarfilm ist das Thema ja fast die halbe Miete und wenn man sich für “abtrünnige” Künstler, die Nordkoreanische Diktatur und die Angst, die selbst Menschen, die längst nicht mehr im Land leben, befällt, wenn sie das System kritisieren, interessiert, dann sollte man sich I Am Sun Mu auf jeden Fall anschauen. Es gibt sicherlich stärkere und wirkungsvollere Filme, die sich mit der nordkoreanischen Diktatur beschäftigen, aber Sjöbergs Film zählt sicherlich zu den intimen, persönlichen Werke dieser Thematik – und gleichzeitig strahlt er auch einen gewissen Optimismus aus, der auch eine treibende Kraft in Sun Mus Leben und Schaffen ist.
Aber auch der erfrischende Optimismus und die packende Thematik täuschen nicht gänzlich über die Schwächen der Dokumentation selbst hinweg. Es misslingt dem Film, trotz der im Leben des Künstlers eingeschriebenen Dramatik, Spannung zu erzeugen. Stattdessen ist man als Zuschauer überraschend und ernüchternd distanziert und betrachtet das Geschehen relativ unbeteiligt. Was aufwühlen sollte, lässt einen kalt, was Gefühle evozieren will, stößt auf Gleichgültigkeit. Dabei hat sich I Am Sun Mu alleine wegen seiner Thematik und dem schieren, unbändigen Mut des Künstlers jegliche Aufmerksamkeit verdient. Also auch wenn der Film seine Schwächen hat – und sie liegen ja zum Glück nicht an der Thematik -, ist es trotzdem eine Dokumentation, die man nicht verpassen sollte.
Regie und Drehbuch: Adam Sjöberg, Darsteller: Sun Mu, Filmlänge: 87 Minuten, zu sehen am this human world Filmfestival: 02.12.2016, www.iamsunmu.com, www.thishumanworld.com