100 DVDs in 100 Wochen: In the Mood for Love
Nummer 99 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen hätte nach Drehschluss ein zehnstündiger Film werden können: In the Mood for Love vom chinesischen Regisseur Wong Kar-Wai.
Schon zu Beginn des Films standen für Regisseur Wong Kar-Wai seine zwei Hauptdarsteller fest: Tony Leung und Maggie Cheung sollten die beiden betrogenen Eheleute spielen. Die Frage nach der Örtlichkeit war da schon etwas kniffliger, wollte er doch eigentlich Peking als Drehort festlegen. Da die chinesischen Behörden aber zu viel Angst hatten (der Stoff hätte ja auch politisch sein können), verlegte Wong die Geschichte schließlich ins Hongkong der frühen 60er Jahre.
Die Story spielt also im Jahr 1962 – wir sind dabei als zwei Ehepaare in ein Haus der Shanghai-Community einziehen. Der Zeitungsredakteur Chow und die bildhübsche Li-zhen haben gleich zu Beginn eine große Gemeinsamkeit: ihre Ehepartner sind so gut wie nie zu Hause. So entsteht nach der Zeit eine Freundschaft zwischen den beiden „Daheimgebliebenen“, welche jedoch immer nur dezent und sehr zögerlich gezeigt wird. Schließlich müssen die beiden aber der hässlichen Wahrheit ins Auge blicken: sie werden betrogen, und das auch noch von ihren Ehepartnern mit dem jeweils anderen. Aus der zarten Freundschaft von Chow und Li-zhen wird schließlich aus Einsamkeit, Traurigkeit und Rache ebenfalls eine Affäre.
In the Mood for Love aus dem Jahr 2000 ist ein wunderschön anzuschauender Film, der einem aber wirklich ziemlich melancholisch zurücklässt. Besonders interessant ist, dass man die betrügerischen Ehepartner der beiden Protagonisten niemals zu Gesicht bekommt. Sie bleiben Schatten, die nicht nur Chow und Li-zhen, sondern auch der Zuschauer, niemals greifen können wird. Wong Kar-Wai und sein Kameramann Christopher Doyle glänzen mit visuell sehr ruhigen und dezenten Bildern, die im krassen Gegensatz zur eigentlich aufwühlenden Geschichte stehen. Die Dialoge sind sparsam, der Einsatz der teils sehr melodramatischen Musik dafür umso gewaltiger. Es ist gerade diese Mixtur aus Gegensätzen – gezeigte und empfundene Gefühle, visuelle Ruhe und musikalisch gewaltige Untermalung – welche In the Mood for Love zu einem absolut sehenswerten Film machen.
Meine Empfehlung: Wer einmal Lust hat sich eine enttäuschte Liebesgeschichte ohne großes Drama und Rachefeldzüge anzusehen, dem sei In the Mood for Love wirklich ans Herz gelegt.
Das nächste und letzte Mal geht es weiter mit Charles Chaplins Der große Diktator.