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Traceroute

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Dokumentation

Dem Österreicher Johannes Grenzfurthner (Die Gstettensaga: The Rise of Echsenfriedl) gelingt mit seinem biographischen Dokumentarfilm Traceroute ein überraschend ehrliches und visuell originelles Selbst- und Kulturporträt.

Nach einer Einführung über die Kindheit von Johannes Grenzfurthner, über seinen ersten Kontakt mit Literatur, Comics, Film, Computerspielen und Technik und seinem aufkommenden Gefühl sich selbst mittels Kreativität auszudrücken, schildert Traceroute eine Reise durch Amerika. Wieso gerade Amerika? Weil, und daraus macht weder Grenzfurthner noch der Film einen Hehl, weil die amerikanische Kultur den jungen Österreicher damals maßgeblich beeinflusst hat. Es entstand in gewissem Sinne eine Hass-Liebe. Einerseits seine Vorbilder und Helden, andererseits eine Politik und Wirtschaft, die so gar nicht seinen Idealen und Vorstellungen entspricht. Also begibt sich Grenzfurthner und sein kleines Team bestehend aus Eddie Codel und Jenny Marx auf die Reise von Westen nach Osten und folgen dabei den Spuren ihrer persönlichen Helden.

Was vielleicht wie ein potenziell langweiliges Unterfangen klingt und man vermuten könnte, dass die Doku in blinde Heldenverehrung abdriften könnte, stellt sich zum Glück als unbegründet heraus. Von den meisten der Personen, die im Film vorkommen, haben vermutlich der Großteil des Publikums noch nie etwas gehört und Grenzfurthner trifft dabei wahre Unikate vor der Kamera, wie zum Beispiel einen Mann in New York, der in gewisser Weise die Geschichte der Technik in einem großen Schiffscontainer sammelt. Traceroute mag zwar wie ein Nischenprodukt anmuten, in der Hinsicht, dass hier eine Subkultur nach der anderen zu Wort kommt und vor die Kamera tritt, aber die Art der Inszenierung verleiht der Dokumentation eine selten gesehene Originalität und Verspieltheit, die man gerade im Bereich der Dokus oftmals vermisst.

Hier tritt auch eine der größten Stärken des Films zu Tage. Grenzfurthner tritt mit einer gehörigen Portion Selbstironie auf, steht zu seiner Person, hat quasi Frieden mit sich geschlossen, um eine Plattitüde zu verwenden, die in starkem Kontrast zum Film (und vor allem dem grandiosen Finale) selbst steht, der sonst in keinster Weise abgedroschen ist. Denn Traceroute steht in jeder Sekunde zu seiner Machart, die zwar zu einem gewissen Teil sicher dem minimalen Budget geschuldet ist, aber, wie viele originelle Filmemacher vor Grenzfurthner, diese Restriktion als Türöffner für allerlei visuelle Spielerein benutzt. Man sagt ja nicht umsonst, Not macht erfinderisch und das bewahrheitet Traceroute immer wieder, stellenweise konzipiert wie ein altes 8-Bit „Point and Click Adventure“, in anderen Momenten mit überbordender Fantasie bestückt, sowohl in visueller, als auch in inhaltlicher Weise. Manchmal kann diese Mischung so weit ausufern, dass man sich beinahe Erschlagen vorkommt. Denn bei aller Verspieltheit und Selbstironie, auf inhaltlicher Ebene verlangt Traceroute die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums, sonst wird man den Worten mancher Gesprächspartner nicht folgen können.

Zum Glück gibt es dazwischen immer wieder eine Verschnaufpause. Aber genau hier stolpert Traceroute in eine Falle, die für das Genre dokumentarischer Roadtrips typisch ist: Autofahrten. Viele. Sehr viele Autofahrten. Manche davon haben zwar durchaus Sinn, weil sie Informationen vermitteln und Zeit zum verarbeiten bieten, einige andere davon fühlen sich jedoch genau so ermüdend an, wie eine tatsächliche mehrstündige Autofahrt und man kommt nicht umhin sich zu fragen, wieso da nicht mehr getrimmt und gekürzt wurde.

Abgesehen davon ist Traceroute ein erfrischend origineller Dokumentarfilm, der vielleicht einige Zuschauer aufgrund seiner eigenwilligen Machart und Thematik unbefriedigt zurücklassen wird, aber (hoffentlich) wohl genauso viele begeisterte Anhänger finden wird, verdient hätte er sich vor allem letzteres, denn er ist einfach mit zu viel Liebe für seine Thematik gemacht, um ihn zu ignorieren. Klar, über einige Mängel muss man hinweg sehen und sind wohl teils dem minimalen Budget geschuldet, aber abgesehen davon ist Traceroute ein Film, der dank seiner (selbstironischen) Ehrlichkeit und seinem visuellen Einfallsreichtum auf jeden Fall gesehen werden sollte.

Regie und Drehbuch: Johannes Grenzfurthner, Mit: Johannes Grenzfurthner, Eddie Codel, Jenny Marx, Johannes Riha, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: K.A., www.monochrom.at/traceroute/




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