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Warriors from the North

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Dokumentation

Angesichts der jüngsten Terroranschläge eine Dokumentation die an Brisanz und Härte nur noch dazu gewonnen hat: Warriors from the North erzählt vom „Heiligen Krieg“ in Somalia und erschüttert mit eindringlichen Bildern und einer erdrückenden Ehrlichkeit.

Eine Promotionsfeier junger Mediziner in Mogadishu. Feierlichkeiten, stolze Absolventen und noch stolzere Eltern. Der junge Journalist Abdi Rahman nimmt die Veranstaltung auf Video auf. Plötzlich ein lauter Knall und inmitten der Menschenmenge explodiert eine Bombe. Abdi Rahman war ein Selbstmordattentäter. Nur einer von vielen jungen Männern, die keine andere Perspektive in ihrem Leben sehen, als nach Somalia zu gehen und sich dort dem „Heiligen Krieg“ und der Al-Shabab anzuschließen, einer terroristischen Organisation, die es sich zum Ziel gemacht hat mit Gewalt alle Ungläubigen zu bekehren. Einmal ein Teil der Organisation, gibt es kein zurück mehr. Die meisten überleben nur ein bis zwei Jahre, danach ist ihre Zeit abgelaufen und sie kommen ins „Paradies“. Anhand zweier ehemaliger Mitglieder der Gruppe, die unter Lebensgefahr ausgestiegen sind und nun versuchen ihre Existenz wieder in eine andere Bahn zu lenken, und der Geschichte von Abukar, dessen Sohn noch in Somalia lebt und der ständige Angst hat, dass auch er ein Mitglied der Al-Shabab wird, entwerfen die Regisseure Nasib Farah und Soeren Steen Jespersen ein erschütterndes Porträt über den Terrorismus und versuchen der Frage auf den Grund zu gehen, wieso immer mehr Jugendliche davon in den Bann gezogen werden.

Schon wegen der Thematik lässt sich natürlich sagen, dass Warriors from the North ein harter Film ist. Aber auch ein wichtiger Film, haben doch die jüngsten Anschläge in Paris erst wieder tragisch ins Gedächtnis gerufen, dass es sich bei der Frage des internationalen Terrorismus doch um ein Thema handelt, das jeden von uns in irgendeiner Art und Weise betrifft und dem man sich nicht entziehen kann, schon gar nicht indem man einfach die Augen davor verschließt oder Zäune aufstellt. Anstatt auf einen reißerischen Zugang zu setzen, wählen die beiden Filmemacher einen konterkarierenden, ruhigeren Weg. Sie geben den beiden ehemaligen Mitgliedern den Raum und die Zeit ihre eigene Erzählung zu entfalten, zu erklären, wie es dazu kam, dass sie überhaupt ein Teil des „Heiligen Krieges“ wurden, erzählen von Freunden, die mit ihnen bei Al-Shabab begonnen haben und nun nicht mehr unter den Lebenden weilen und berichten letztlich auch davon, was es bedeutet aus der Gruppe auszusteigen und wie schwer, ja, beinahe unmöglich es ist, danach wieder ein normales Leben zu führen. Gegenübergestellt werden diesen beiden Figuren aber auch Interviewszenen mit noch aktiven Soldaten, die vermummt und bewaffnet in die Kamera sprechen und ihre Sicht der Dinge schildern.

Durch diese Dualität wird Warriors from the North nicht nur ein Porträt der Opfer, sondern auch der Täter. Und immer wieder dazwischen explodieren Bomben und sterben Menschen. Vollkommen unerwartet und daher umso brutaler und erschütternder dringen derartige Szenen in den Film ein und veranschaulichen damit gekonnt, wie derartige Anschläge auch in der Realität wirken: unvermitteltes und gewaltsames Zuschlagen. Es wird wohl kaum einen Zuschauer geben, der sich selbst und seiner Umwelt gegenüber auch nur einigermaßen sensibel und selbstreflexiv ist, den Warriors from the North kalt lassen wird. Genau wie Abukar, der nicht in der Lage ist seinen Sohn zu kontaktieren, sondern dazu verdammt ist ihm hilflos bestenfalls über soziale Netzwerke zu verfolgen, blickt man selbst ungläubig und fassungslos in die Augen von Menschen, die bereit sind für ihren Glauben zu morden und sieht eine Welt der Kriegsführung, gegen die in ihrer Heimtücke und plötzlichen gewaltsamen Eruption nichts entgegenzustellen ist.

Wären da nicht auch jene Menschen, wie die beiden ehemaligen Mitglieder der Al-Shabab oder Abukar oder die Filmemacher, die den Mut haben sich dem Terrorismus auf ihre Art entgegenzustellen, indem sie ihre Stimmen erheben, die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und darstellen und sich dazu entschließen einen anderen Weg zu gehen, ein anderes Leben zu führen. Diese Menschen – und in weiterer Folge auch Filme wie Warriors from the North –  lassen einem Hoffnung schöpfen und geben Mut, so schwer es in manchen Situationen auch erscheint, sich von Terrorismus nicht unterkriegen und sein Leben bestimmen zu lassen.

Regie: Soeren Steen Jespersen, Nasib Farah, Drehbuch: Soeren Steen Jespersen, Filmlänge: 59 Minuten, zu sehen am this human world Filmfestival: 10.12.2015 um 18Uhr im Schikaneder, www.madeincopenhagen.net/en/content/warriors-north

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