100 DVDs in 100 Wochen: Uhrwerk Orange
Nummer 37 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist Stanley Kubrick’s Uhrwerk Orange und für viele ein ziemlich schwer zu verdauender Film.
Diesen Film aus dem Jahr 1971 habe ich zwar schon mal gesehen, das ist aber schon länger her und daher schadet es nicht sich auch dieses Mal auf die vollen 131 Minuten einzulassen. Kurz zur Story: Alex (grandios gespielt von Malcom McDowell) ist, was man heute liebevoll als „verhaltenskreativ“ bezeichnen würde – ein Problemkind, welches mit großer Sorge von Sozialarbeitern beobachtet wird. Randale, Krawall, Schlägereien, Vergewaltigungen, das sind Sachen die Alex und seinen Droogs richtig Spaß machen. Dass aber auch für ihn das Leben nicht so weitergehen kann, ist klar und so kommt es, dass er nach einem üblen Mord schließlich doch die gerechte Strafe ausbaden muss: Er kommt ins Gefängnis.
Als das Gerücht einer neuen Therapie die Runde macht, in welcher man innerhalb weniger Wochen wieder raus darf, meldet sich Alex als Freiwilliger. Schließlich wird er tatsächlich ausgewählt – und so beginnt auch der harte und schockierende Weg vom bösen zum guten Jungen. Nicht nur, dass er nach der Therapie absoluten Ekel vor Sex und Gewalt hat, nein, es wird ihm auch die Liebe zur Musik, speziell zu Beethoven, den Alex abgöttisch verehrt hatte, ausgetrieben. Willi Winkler schreibt auf der Innenseite der DVD: „Endlich ist auch Alex ein guter Mensch, aber aufgezogen wie ein Uhrwerk, die ultimative Dialektik der Aufklärung, nämlich ein Monster.“
Viele Leute, mit denen ich über Uhrwerk Orange gesprochen habe, meinten, es sei der brutalste Film der je gedreht wurde. Manche konnten ihn sich nicht einmal bis zum Schluss ansehen. Und diese Haltung finde ich absolut verständlich. 1971, als der Film herauskam, gab es in England gewaltsame Übergriffe von Jugendlichen, die sich auf den Film beriefen. So war Stanley Kubrick mit schweren Vorwürfen konfrontiert und bat schließlich Warner ihn wenigstens in England aus dem Verleih zu nehmen. Dabei war Uhrwerk Orange nicht die erste Wahl des Regisseurs. Eigentlich wollte Kubrick den Aufstieg und Fall Napoleons drehen – sogar der Drehplan war schon bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, doch niemand wollte den Film finanzieren – kein Wunder bei einer angeblichen Dauer von 236 Minuten! So entschied sich Kubrick in der Not für Anthony Burgess‘ Roman – und erkannte dabei sofort das gute und bösartige Filmmaterial, was er dabei erhalten würde.
Insgesamt ist Uhrwerk Orange nicht nur ein erschreckend brutales Meisterwerk der Filmgeschichte, sondern glänzt nicht zuletzt durch seine Darsteller. Und wer ein Fan von Symbolik, Farbgebung, perfekter Kameraführung und einem großartigem Zusammenspiel von Musik und Bild ist, der wird von diesem Film auf keinen Fall enttäuscht sein.
Daher meine Empfehlung: Auch wenn Uhrwerk Orange zweifelsohne schockierende Bilder und eine unglaublich bösartige Geschichte enthält, so lohnt es doch die Zähne zusammenzubeißen und sich den Film anzusehen – vielleicht aber lieber zu zweit.
Das nächste Mal geht es weiter mit Bernardo Bertolucci’s Der letzte Tango in Paris.