Am Sonntag bist du tot
Bei Am Sonntag bist du tot (Originaltitel: Calvary) ist der Name Programm. Jedoch versteckt sich hinter dem irischen Spielfilm kein actiongeladener Rachethriller, sondern ein überraschend einfühlsames Drama rund um einen Landpriester, dessen Leben bedroht wird. Weniger spannend ist es deshalb jedoch bei weitem nicht.
James (Brendan Gleeson), der lokale Priester der irischen Kleinstadt Sligo wird im Beichtstuhl mit den Drohungen eines Mannes konfrontiert, der die Absicht hegt ihn Sonntag in einer Woche umzubringen. Missbrauch durch die Priester seiner Jugend treiben ihn dazu, jedoch sucht er nicht nach Rache an seinen früheren Peinigern, sondern will Vater James als Beispiel für einen guten Priester als blinden Akt der Gewalt niederstrecken. James meint seinen potentiellen Mörder zu kennen, spricht jedoch anstatt mit der Polizei nur mit seinem klerikalen Vorgesetzten darüber und versucht in der Zeit bis zu besagtem Sonntag weiterhin die Probleme seiner Herde an Gläubigen (die unter anderem Chris O’Dowd und Aidan Gillen beinhalten) zu lösen. Gleichzeitig wird er von seiner Tochter Fiona (Kelly Reilly) besucht, die nach einer nicht erfolgreichen Romanze vergeblich versuchte sich selbst ihr Leben zu nehmen. Der Stichtag kommt schlussendlich und der Priester stellt sich dem mysteriösen Mann.
John Michael McDonagh bringt uns diese ebenfalls von ihm verfasste Geschichte aus seiner Heimat, der schon 2011 mit The Guard (ebenfalls mit Brendan Gleeson und unter anderem Don Cheadle) ein paar Wellen geschlagen hat. Sein neuester Film ist mindestens genauso gut, nimmt sich jedoch etwas ernsterer Themen an.
Nachdem sein Leben bedroht wurde verhält sich der Priester gegen jede Konvention und klappert seine Mitbürger ab um an den Problemen der Stadt zu arbeiten. So ist es unklar ob James die Ereignisse im Beichtstuhl wirklich ignoriert oder ob seine Rundgänge Methode haben. Ob er wirklich den Täter kennt ist nicht bekannt, nicht einmal Vermutungen um wen es sich handeln könnte gibt er Preis. Der Zuschauer darf ohne große Hinweise rätselraten, während er die Einwohner von Sligo kennenlernt.
Mitunter dieses etwas merkwürdige Verhalten im Angesicht der Morddrohung lassen den Priester James als Person erscheinen, hinter der sicherlich mehr steckt als nur christliches Pflichtbewusstsein. Auch das Erscheinen der Tochter, die er scheinbar nach seiner Berufung zum Pfarrer für den Großteil ihres Lebens allein gelassen hat, verweist auf seine Vergangenheit, die dem Kinobesucher jedoch ebenfalls vorenthalten wird – außer er bemüht seine Phantasie darum.
Schauspielerisch bewegt sich Am Sonntag bist du tot auf hohem Niveau, unterstützt durch die großartig geschriebenen (oder improvisierten) Dialoge. Brendan Gleeson ist überzeugend als lakonischer Priester und der perfekte Schauspieler um den messerscharfen und trockenen Humor auszuführen. Kelly Reilly fängt das selbe Lebensgefühl ein und baut über ihr Spiel eine familiäre Ähnlichkeit auf, die auch ohne Erklärungen evident geworden wäre. Ansonsten bemerkenswert ist noch Chris O’Dowd, der ja fast ausschließlich über komödiantische Produktionen bekannt wurde, in einer ernsteren Rolle zu sehen, obwohl er auch für einen Witz oder zwei gut ist. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Die irische Landschaft ist ein dankbares Motiv und so enthält Am Sonntag bist du tot mehr verträumte Panoramen der grünen Insel als zum Beispiel The Guard zuvor. Dies fügt sich jedoch gut in das etwas melancholische Gefühl ein, welches den Film durchzieht und ist auch noch schön anzusehen. So ist der Weg des irischen Priesters bis zu dem verhängnisvollen Sonntag durchaus interessant anzusehen. Wer jedoch erfahren will ob Vater James Sonntags wirklich sein Ende findet muss den Film selbst besuchen. Die Reise lohnt sich.
Regie und Drehbuch: John Michael McDonagh, Darsteller: Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Kelly Reilly, M. Emmet Walsh, Filmlänge: 100 Minuten, Kinostart: 28.11.2014, gezeigt im Rahmen der Viennale 2014