Die Sims 4
Bei EA sind Franchise-Reboots mittlerweile zur Gewohnheit geworden, nun ist auch die größte Cashcow des Publishers nicht verschont geblieben: Die Sims.
Zwar kommt Die Sims 4 nicht ohne Nummer im Titel aus, aber ein neuer Teil der Reihe bedeutete immer schon einen kleinen Neuanfang, was wohl nicht zuletzt der Addon-Politik von Maxis und EA zu verdanken war. Während der erste Teil nur magere sieben Erweiterungen hatte, konnte Teil zwei schon mit acht aufwarten, zum neuesten Teil der Reihe wurden gar elf Addons veröffentlicht. Nicht mitgezählt sind die insgesamt 19 sogenannten „Stuff-Packs“, die nur Items hinzufügen. Der Gesamtpreis finanziert zwar noch keine Eigentumswohnung, aber kaum ein anderes Spiel versteht es so gut, Inhalte zu Geld zu machen.
Ohne Haustiere, Swimmingpools und Keller muss also Teil vier des Sims-Franchise vorläufig auskommen – das Team von Maxis will die Spieler wohl dazu bringen, neue, kreative Wege zu finden, Nachbarn und ungeliebte Familienmitglieder möglichst unauffällig zu beseitigen. Aber erst nachdem man genug Geld erwirtschaftet/ercheatet (mit dem üblichen Code) hat, wird einem das Ausmaß des neuen Lotterlebens der Sims-Bevölkerung bewusst: Die Geschirrspüler fehlen. Die teuersten Bilder hängen an der Wand, die Luxusbadewanne lädt zu Bädern ein, die jetzt auch der Stimmung des Sims angepasst sind – aber Teller müssen per Hand gewaschen werden.
Das kann alternativ aber auch der Spieler selbst übernehmen, indem er Objekte direkt per Drag & Drop verschiebt. Die Teller in die Abwasch, das Buch ins Regal, alles während das virtuelle Alter Ego auf dem Sofa sitzt, fernsieht und gleichzeitig auf dem Smartphone herumdrückt. Ja, die Sims sind im 21. Jahrhundert angelangt und wissen plötzlich die Vorzüge des „Second Screen“ zu schätzen, auch sonst sind sie überraschend Multitasking-fähig. Das führt in der Praxis hin und wieder zu Verwirrungen, ist aber insgesamt eine willkommene Neuerung, die auf Kosten der Höflichkeit geht (was anderen Sims aber sichtlich egal ist).
Abseits des Lebens der Sims sind die Neuerungen viel eher ersichtlich: Der Bau-Modus wurde komplett überarbeitet, fertige Räume können jetzt nach Belieben platziert, vergrößert und gedreht werden. Damit kommen vor allem die Spieler auf ihre Kosten, die sich bis jetzt gefragt haben, wie andere Baumeister dazu in der Lage sind, ihre Häuser so aussehen zu lassen als kämen sie direkt aus dem IKEA-Katalog. Auch praktisch: Die Galerie, die es direkt erlaubt, Kreationen anderer Spieler aus dem Internet zu laden und direkt ins Spiel einzubauen.
Optisch machen die Sims nicht wesentlich mehr her als ihre Vorgänger, die neue Engine macht sich aber in einem sehr flüssig laufenden Spiel bemerkbar, auch auf schwächeren Rechnern läuft das Spiel akzeptabel. Die teils abenteuerlichen Ladezeiten, wie sie zum Beispiel aus dem zweiten Teil der Reihe gut bekannt sind, gehören vorläufig der Vergangenheit an. Wie die Situation mit den zweifellos kommenden Erweiterungen aussieht, lässt sich aber noch nicht abschätzen.
Die Sims 4 sieht sich vor allem mit Kritik bestehender Spieler konfrontiert: Zu viele lieb gewonnene Features fehlen der Neuauflage. Doch die neue Engine liefert eine gute Basis für die Zukunft der virtuellen Bewohner, die jetzt endlich im 21. Jahrhundert angekommen sind. Abläufe und Animationen sind flüssig, Multitasking und Online-Galerie lange überfällige Neuerungen, und mit den zahlreichen neuen Emotionen der Sims fühlt sich auch das Gameplay wieder frisch an. Natürlich bleibt die Frage, wieviel Geld man letztendlich investieren muss, damit man wieder einen Geschirrspüler kaufen kann.
Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 04.09.2014, www.thesims.com