Suzanne-©-2014-Thimfilm(7)

Suzanne

8
Romanze

Wer hätte gedacht, dass ein Film der von langen Einstellungen und kargen Dialogen lebt, in der Lage ist, ein halbes Leben langsam und zugleich schnell zu erzählen und dabei niemals vergisst genügend Spannung zu erzeugen. Katell Quillévéré schafft mit seinem Film Suzanne genau das, was ein gutes Drama ausmacht.

Der Film ist anders als vermutet keine Geschichte, die ihren Fokus uneingeschränkt auf ihre Hauptprotagonistin legt, sondern auch die Nebencharaktere prächtig in Szene setzt, wobei dennoch alles in Beziehung zu ihr steht. Eine Beziehung die sich besonders gut im engen Verhältnis von Suzanne (Sara Forestier) und ihrer Schwester Maria (Adèle Haenel) widerspiegelt. Die beiden verleben trotz dem frühen Tod ihrer Mutter und dank der großen Liebe ihres Vaters (Francois Damiens) eine glückliche Kindheit. Als Suzanne mit 17 schwanger wird, verhärtet sich das Verhältnis zwischen Tochter und Vater. Dennoch gelingt es der Familie auch mit dem kleinen Charlie gut miteinander auszukommen, wenn da nicht Julien (Paul Hamy) in Suzannes Leben treten würde. Unsterblich verliebt sie sich in ihn. Eine Liebe die dem Familienidyll ein Ende setzt.

Um ein halbes Leben in einen 94 minütigen Film zu pressen, arbeitet Quillévéré mit großzügigen Zeitsprüngen, mit der Konsequenz, dass die Szenenfolgen verwirrend und ruckartig aufeinander prallen. So braucht man schon einige Zeit, bis man den Inhalt und Sinn der Folgeszene erkennt. Doch genau diese Szenensprünge helfen dem Spannungsaufbau. Sie geben einerseits Raum die entstandenen Lücken mit eigenen Ideen zu füllen und verleihen andererseits dem Film etwas Anspruch, da sie das Publikum zum Denken anregen. Auch erkennt man, dass die jeweiligen Zeitperioden, die man mit Suzanne und ihrem Umfeld verbringt, zeitlich durch Mode, Ausstattung und Musik gekennzeichnet sind. So etwa wenn Suzanne in ihren Teenager-Jahren im Grunge-Look mit ihrem Walkman 1990er Rocksongs abspielt.

Suzanne kommt ohne lange, tiefgründige Dialoge aus. Die trübe Stimmung ergibt sich durch die melancholische Musikuntermalung, die karge Umgebung und durch die Tiefe der Charaktere. Charaktere die auf die ungezwungene Performanz der Schauspieler zurückzuführen ist, die hier mit viel Mimik und Körpersprache arbeiten, um die subtilen Emotionen glaubhaft in Szene setzen. Hohe Sympathiewerte ringen die Protagonisten einem ab, obwohl vor allem Suzanne und Julien einen in ein moralisches Dilemma stürzen, da man sie einerseits mögen möchte und andererseits ihre Entscheidungen verteufelt.

Auch wenn der Film die eine oder andere erfreuliche Szene enthält, wandern bei diesem Drama die Mundwinkel niemals nach oben. Ein Fakt das der dunklen Stimmung zwar behilflich ist, aber dem einen oder anderen doch zu trübsinnig oder gar langweilig sein kann. Trotz der großen Zeitspanne die man mit Suzanne durchlebt, scheint der Film dann doch stellenweise zu langatmig. Dies könnte daran liegen, dass schon in der zweiten Hälfte eine Lebensperiode zu seinem Ende gekommen scheint, bevor dann doch noch kurz vor Schluss wieder etwas passiert. Ereignisreich ist das Drama jedenfalls, trotz seiner langsamen Erzählung und des dunklen Tonfalls.

Regie: Katell Quillévéré, Drehbuch: Katell Quillévéré, Mariette Désert, Darsteller: Sara Forestier, Francois Damien, Adèle Haenel, Paul Hamy, Filmlänge: 94 Minuten, Kinostart: 22. 08. 2014




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